In den Landkreisen Freising und Erding herrscht Alarmstimmung: Die Kassen sind leer, und der eisernen Sparkurs der Kommunen trifft vor allem die sozialen Träger. Diese sind auf freiwillige Leistungen angewiesen, die nun in Gefahr sind. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung sind die Angebote der Caritas Freising, Diakonie Freising und des Vereins Invia stark betroffen. Markus Mehner, Leiter der Sozialen Beratung der Caritas, beschreibt die Situation als „lange Zitterpartie“. Die Flüchtlings- und Integrationsberatung, die aufgrund der steigenden Zahl an Geflüchteten dringend benötigt wird, war monatelang ohne finanzielle Zusage. Erst im Juli gab es grünes Licht für eine neue Vereinbarung, die jedoch nur bis Ende 2026 gilt, und auch für die Co-Finanzierung gibt es nur für dieses Jahr eine Zusicherung.
Die Unsicherheit ist erdrückend. Mehner betont, dass die sozialen Träger unterfinanziert sind und die Kürzungen immer drastischer werden. Eine Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege zeigt, dass fast zwei Drittel der Einrichtungen in den letzten zwei Jahren ihre Angebote aufgrund finanzieller Schwierigkeiten einschränken oder ganz einstellen mussten. Die Situation wird sich voraussichtlich nicht verbessern, da mehr als drei Viertel der Befragten befürchten, dass sie bis 2025 weitere Kürzungen vornehmen müssen.
Die Folgen für die soziale Landschaft
Die Diakonie Freising steht ebenfalls vor großen Herausforderungen. Geschäftsführer Philipp Blümle berichtet, dass viele ihrer Angebote freiwillige Leistungen sind, darunter die Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit. Auch wenn bisher keine Kürzungen durch den Landkreis erfolgt sind, bleiben Anpassungen an die gestiegenen Kosten aus. Dies zwingt die Diakonie, einen höheren Eigenanteil zu leisten, was durch Fundraising und Spenden nur schwer zu stemmen ist.
In Erding ist die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit (Kasa) eine wichtige Anlaufstelle für viele Menschen in Not. Blümle warnt, dass der Verlust solcher Angebote fatale Folgen für den sozialen Frieden haben könnte. „Soziale Träger verursachen dem Landkreis zwar Kosten, bringen aber auch viel ein“, sagt er. Die Unsicherheit über die Zukunft dieser Angebote lässt viele Menschen in der Region verzweifeln.
Erfreuliche Wendungen und Herausforderungen
Eine positive Nachricht kam für die Mobile Elternbegleitung im Landkreis: Obwohl die Finanzierung durch den Landkreis ursprünglich gestrichen werden sollte, gab der Jugendhilfeausschuss Ende Oktober schließlich grünes Licht für 100.000 Euro im kommenden Jahr. Martina Freudenstein, Geschäftsführerin des Freisinger Kreisbildungswerks, war überglücklich: „Ich war unendlich erleichtert, es gab Freudentränen.“ Diese mobile Unterstützung ist seit 2021 aktiv und bietet Eltern in ländlichen Gebieten dringend benötigte Hilfe.
Dennoch bleibt die Lage angespannt. Freudenstein weist darauf hin, dass die Erwachsenenbildung ebenfalls unter den Kürzungen leidet. Die Gemeinden gewähren immer weniger Zuschüsse, und die kirchlichen Mittel wurden sogar gekürzt. „Wir können das nicht ausgleichen, das ist für alle kleinen Träger sehr schwierig“, erklärt sie. Die Rücklagen sind begrenzt, und die Frage bleibt, wie lange man durchhalten kann.
Die Stabstelle Sozialplanung im Landkreis Freising, die seit Sommer 2021 besteht, versucht, die sozialen Strukturen zu verbessern und benachteiligte Gruppen zu unterstützen. Sie evaluiert bestehende Projekte und plant die zukünftige soziale Ausrichtung. Aktuell wird ein Integrationsbericht erstellt, der die Grundlage für zukünftige Entscheidungen bilden soll, wie die Webseite des Landkreises Freising berichtet.
Die Herausforderungen sind enorm, und die Unsicherheit bleibt. Die sozialen Träger im Landkreis Freising und Erding stehen am Rande des Abgrunds, während sie versuchen, ihre wertvollen Angebote aufrechtzuerhalten. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Zukunft der sozialen Unterstützung in der Region zu sichern.