Stade

Britin besucht Kutenholz: Erinnerungen an gefallenen Onkel im Krieg

In Kutenholz wurde ein bewegendes Kapitel der Geschichte aufgedeckt, als die Britin Rose Askew und ihr Ehemann Chris den Ort besuchten, an dem ihr Onkel Anthony Taylor-Hurst während des Zweiten Weltkriegs sein Leben verlor. Der 19-jährige Wehrmachtssoldat starb am 1. Mai 1945, als sein Panzer auf eine durch Fernzündung gesprengte Seemine fuhr. Diese tragische Geschichte, die sich kurz vor dem Ende des Krieges ereignete, wurde von [Kreiszeitung Wochenblatt](https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/fredenbeck/c-panorama/auf-spurensuche-des-verstorbenen-onkels_a337650?womort=Stade) eindrucksvoll dokumentiert. Fünf britische Soldaten, alle zwischen 19 und 27 Jahren, verloren an diesem Tag ihr Leben.

Die Reise nach Norddeutschland war für die Askews eine Herzensangelegenheit. Begleitet von einem britischen Fernsehteam, das eine Dokumentation für den Gedenktag „Remembrance Day“ der Commonwealth-Staaten drehte, besuchten sie zunächst den Kutenholzer Friedhof. Dort stehen Gedenkstelen für die gefallenen Soldaten, und es war den Askews wichtig, nicht nur die Stelen der ausländischen, sondern auch der deutschen Soldaten zu würdigen. „Auch sie waren in ihren Augen Opfer des NS-Regimes und verdienen Anteilnahme“, erklärte Debbie Bülau, eine der Heimatforscherinnen, die die Familie begleitete.

Ein bewegendes Gedenken

Die Reise führte die Gruppe auch zu der Wiese, wo der Panzer über die Mine fuhr. Frank Hoferichter, ein weiterer Heimatforscher, suchte vor den Augen der Askews mit einer Sonde nach Teilen des explodierten Fahrzeugs. Rose durfte drei Fragmente mitnehmen – eines für sich und je eines für ihre Geschwister, die aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Reise teilnehmen konnten. Am nächsten Tag besuchten sie den Becklingen War Cemetery, wo Anthony Taylor-Hurst nach seiner Umbettung seine letzte Ruhe fand. Dort wurden sie von Vertretern der Royal British Legion Bergen-Hohne mit Musik und Standarte empfangen, was die Familie tief berührte.

Diese emotionalen Momente sind nicht nur Teil der persönlichen Geschichte der Askews, sondern stehen auch im Kontext der breiteren Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Wie [Kulturstaatsministerin Claudia Roth](https://www.kulturstaatsministerin.de/SharedDocs/Standardartikel/DE/2024/10/2024-10-11-die-verleugneten.html) bei der Eröffnung der Wanderausstellung „Die Verleugneten“ betonte, sind die Schicksale der Opfer auch Jahrzehnte nach der NS-Gewaltherrschaft oft verdrängt und vergessen worden. Die Ausstellung widmet sich den über 70.000 Menschen, die von den Nazis als „Asoziale“ verfolgt wurden, und fordert eine stärkere Anerkennung dieser Opfergruppe.

Ein Aufruf zur Erinnerung

Die Schicksale wie das von Anna Sölzer oder Wilhelm Zorichta, die unter dem NS-Regime litten, sind Teil eines kollektiven Gedächtnisses, das dringend gewahrt werden muss. Roth wies darauf hin, dass die Gesellschaft und Politik der Nachkriegszeit oft nicht anerkannten, was den Betroffenen widerfahren war. Erst 2020 forderte der Deutsche Bundestag eine stärkere Berücksichtigung dieser Opfergruppe im staatlichen Erinnern. Die Wanderausstellung, die bis Ende Januar in Berlin zu sehen ist, lädt die Besucher ein, eigene Einstellungen zu hinterfragen und sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen.

Die bewegende Spurensuche der Askews und die gleichzeitige Aufarbeitung der NS-Vergangenheit zeigen, wie wichtig es ist, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten. Es ist eine Aufforderung an uns alle, die Geschichten der Vergangenheit zu erzählen und die Lehren daraus zu ziehen, um sicherzustellen, dass sich solche Tragödien niemals wiederholen.

NAG Redaktion

Mit einem beeindruckenden Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, sind unsere Redakteure und Journalisten ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft. Als langjährige Experten im jeweiligen Fachgebiet bringen sie sowohl lokale als auch nationale Perspektiven in die Artikel ein. Unterstützt werden sie ausserdem durch unsere KI-Systeme.