In Krefeld wurde am Samstagabend der Opfer der Reichspogromnacht gedacht, einem düsteren Kapitel der Geschichte, das am 9. November 1938 seinen Anfang nahm. Die Gedenkveranstaltung, die von der NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer organisiert wurde, beleuchtete die schrecklichen Ereignisse dieser Nacht, als Geschäfte jüdischer Bürger geplündert und Synagogen in Brand gesetzt wurden. So berichtete RP Online, dass die Geschäftsräume der Familie Hirsch sowie die Synagogen in der Innenstadt und in Linn in Flammen aufgingen und bis auf die Grundmauern niederbrannten.
Die Gedenkfeier war geprägt von bewegenden Reden und eindrucksvollen Darstellungen der Gräueltaten. Christoph Laugs und Hanna Stucki präsentierten eine detaillierte Dokumentation der Angriffe, die auf Karten visualisiert wurde. Diese eindringlichen Informationen sorgten für intensive Gespräche unter den Teilnehmern, die sich mit der dunklen Vergangenheit Krefelds auseinandersetzten.
Ein Mahnmal für die Erinnerung
Bürgermeister Timo Kühn erinnerte bei den offiziellen Reden am Mahnmal am „Platz der alten Synagoge“ an die einst prachtvolle Synagoge, die dort stand. Er bezeichnete die Täter als „Fanatiker, deren Herz mit Hass erfüllt war“ und betonte die Notwendigkeit, die Erinnerung an die Shoah wachzuhalten. In Anbetracht der aktuellen globalen Konflikte, wie den schrecklichen Ereignissen vom 7. Oktober 2023, rief er dazu auf, die Menschlichkeit nicht aus den Augen zu verlieren.
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Krefeld, Samuel Naydych, erweiterte seine Botschaft von „nie wieder“ zu „Nie wieder ist jetzt“. Er erinnerte an die 101 Menschen, die sich noch immer in den Fängen der Hamas befinden, und appellierte an die Anwesenden, diese Menschen nicht zu vergessen. „Viel zu wenig erinnert man sich an diese Menschen“, so Naydych.
Ein Aufruf zur Wachsamkeit
Sandra Franz, die Leiterin der Villa Merländer, äußerte ihre Wut und Resignation über die ansteigenden antisemitischen Vorfälle, die in diesem Jahr um 152 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. Sie warnte, dass Schweigen Zustimmung bedeutet und forderte alle auf, sich gegen diese Strömungen zu wehren. Ihre eindringlichen Worte fanden Gehör und unterstrichen die Dringlichkeit, sich für eine tolerante Gesellschaft einzusetzen.
Die Gedenkfeier endete mit dem Totengebet und dem Kaddisch, das von Michael Gilad, dem früheren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, gesprochen wurde. Die Veranstaltung war nicht nur ein Rückblick auf die Vergangenheit, sondern auch ein eindringlicher Appell, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und sich aktiv gegen Antisemitismus und Hass zu stellen.