Mainz

Trauer und Humor: Bischof Kohlgraf im Gespräch mit Lars Reichow

Am Mittwochabend, dem 6. November, erlebte Mainz eine außergewöhnliche Veranstaltung, die Trauer und Humor auf einzigartige Weise miteinander verband. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und der Kabarettist Lars Reichow diskutierten im Bürgerhaus Mainz-Hechtsheim über die Berührungspunkte zwischen diesen beiden Emotionen. Organisiert wurde das Event vom Verein Trauernde Eltern und Kinder Rhein-Main, der sich seit 25 Jahren für die Trauerbegleitung von Betroffenen einsetzt. Der Abend mit dem Titel „Heile, heile Gänsje … – Trauer und Trost. Spaß und Spott“ zog zahlreiche Besucher an, die bis in die letzten Reihen Platz nahmen. Die Moderation übernahm Daniel Meuren, ein Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der die beiden Gesprächspartner herzlich begrüßte.

Zu Beginn der Veranstaltung lenkte Moderator Meuren die Aufmerksamkeit auf die aktuelle politische Lage in den USA. Bischof Kohlgraf äußerte seine Besorgnis über die Stabilität der demokratischen Institutionen und kritisierte die Wahlentscheidung der Amerikaner, die zwischen einer Staatsanwältin und einem Kriminellen gewählt hatten. Lars Reichow sprach von einem „Schrecken, der vier Jahre anhielt“, und stellte die Frage, wie es zu solch einer Entscheidung kommen konnte. Diese politischen Themen wurden schnell von den persönlichen Erfahrungen der beiden Männer abgelöst, als sie über den Verlust ihrer Mütter sprachen. Reichow, der Botschafter des Vereins ist, erzählte von der Trauer um seine Mutter und der ständigen Sehnsucht, ihr noch etwas sagen zu wollen. Kohlgraf teilte seine eigenen Erfahrungen und betonte, wie wichtig es ist, in schwierigen Zeiten Unterstützung zu erhalten, auch in Form von einfachen Gesten wie einer Currywurst.

Trauer und Humor: Ein Balanceakt

Die Diskussion drehte sich weiter um die Rolle der Kirche in der Trauerbewältigung. Kohlgraf stellte klar, dass die Kirche kein Monopol auf den Umgang mit Trauer hat, aber dennoch eine wichtige Unterstützung bieten kann. „Es gibt keine Erklärung dafür, warum auch Kinder sterben müssen“, sagte er und erinnerte sich an einen Jugendlichen, den er im familiären Kreis beerdigen musste. Diese tiefen Einblicke in die Trauerarbeit wurden von Reichow mit der Feststellung ergänzt, dass die Kirche ein wichtiges Fundament für die Gesellschaft darstellt. „Wo sie verschwindet, geht unwiederbringlich etwas verloren“, warnte er und appellierte an Kohlgraf, mehr Humor in die kirchliche Arbeit zu bringen, um mehr Menschen zu erreichen.

Ein besonders bewegender Moment war, als die beiden Männer über ihre Besuche auf Friedhöfen sprachen. Kohlgraf erzählte, dass er oft in kleinen Urlaubsorten Friedhöfe besucht, um über die Menschen nachzudenken, die dort begraben sind. „Besonders schrecklich finde ich immer die Gräber von Kindern“, fügte Reichow hinzu, was die Schwere des Themas unterstrich. Kohlgraf erinnerte sich an die Momente, in denen er selbst Trost auf unerwartete Weise fand, wie etwa durch eine einfache Mahlzeit in einer schweren Zeit.

Ein Abend voller Inspiration

Die Veranstaltung war Teil der Reihe „Tod.Endlich.Leben“, die darauf abzielt, Menschen zu ermutigen, sich mit den Themen Tod und Trauer auseinanderzusetzen. Der Eintritt war kostenlos, und es wurden Spenden gesammelt, um die Trauerarbeit des Vereins zu unterstützen. Der Verein, der über 90 Prozent seiner Finanzierung durch Spenden erhält, bietet jährlich über 400 Trauernden Hilfe an und ist ein wichtiger Anlaufpunkt für Betroffene im Rhein-Main-Gebiet. Diese Initiative ist besonders wichtig, da sie den Menschen die Möglichkeit gibt, über ihre Trauer zu sprechen und Unterstützung zu finden, wie [Bistum Mainz](https://bistummainz.de/pressemedien/pressestelle/mainzer-bistumsnachrichten/aktuell/nachrichten/nachricht/Mainzer-Bistumsnachrichten-Nr.-16—2024?womort=Mainz) berichtete.

Insgesamt war der Abend eine gelungene Mischung aus ernsten Themen und humorvollen Momenten, die den Anwesenden half, die komplexen Emotionen von Trauer und Freude zu verstehen. Die Worte von Kohlgraf und Reichow werden sicherlich noch lange nachhallen und dazu anregen, über den Umgang mit Verlust und die Rolle von Humor in schwierigen Zeiten nachzudenken.

NAG Redaktion

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