Scheitern in der Wissenschaft: Melanie Stefan über Rückschläge und Resilienz
In der Welt der Wissenschaft ist Scheitern nicht nur eine Möglichkeit, sondern oft eine unvermeidliche Realität. Die Physiologieprofessorin und Neuroinformatikerin Melanie Stefan von der Medical School Berlin hat sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. In einem aufschlussreichen Interview berichtet sie von ihren eigenen Erfahrungen mit Misserfolgen und der Notwendigkeit, diese als Teil des wissenschaftlichen Prozesses zu akzeptieren. Sie erklärt, dass selbst die talentiertesten Forscher häufig mit abgelehnten Manuskripten und gescheiterten Experimenten konfrontiert sind. Laut einem Artikel von Laborjournal.de ist das Scheitern in der Forschung alltäglich und gehört einfach dazu.
Stefan erinnert sich an ihre erste große Niederlage während ihrer Diplomarbeit, als sie von ihrem Betreuer aufgefordert wurde, sich nach Alternativen außerhalb der Wissenschaft umzusehen. Diese Erfahrung traf sie hart, da sie sich stark mit ihrer Identität als Wissenschaftlerin verbunden fühlte. Trotz der Rückschläge hat sie ihre Diplomarbeit erfolgreich abgeschlossen und daraus wertvolle Lektionen über ihre Stärken und Schwächen gezogen. Sie erkannte, dass sie eher eine Theoretikerin ist und in der Computermodellierung ihre Stärken hat, während das Laborumfeld nicht optimal für sie war.
Der Umgang mit Misserfolgen
Wie geht man also mit den unvermeidlichen Rückschlägen um? Stefan betont die Bedeutung von Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen. Ein starkes Netzwerk kann helfen, die Herausforderungen des wissenschaftlichen Lebens zu bewältigen. „Man sollte auch Meilensteine feiern“, sagt sie, „nicht nur das Endergebnis.“ Diese positive Fehlerkultur ist auch ein zentrales Thema beim Doktorand*innentag der LMU, wo Professoren ihre persönlichen Scheitergeschichten teilen, um den Umgang mit Misserfolgen zu normalisieren und den Druck auf Nachwuchswissenschaftler zu verringern, wie [GraduateCenterLMU](https://www.portal.graduatecenter.lmu.de/gc/en/slam_fehlerkultur_2024) berichtet.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Planung. Stefan empfiehlt, sich im Voraus Gedanken darüber zu machen, wie man auf mögliche Misserfolge reagieren kann. „Es ist wichtig, einen Plan A, B und C zu haben“, erklärt sie. Diese strategische Herangehensweise kann helfen, die Unsicherheiten in der Forschung zu minimieren. Dennoch gibt es keine Garantie für den Erfolg, und das Scheitern bleibt ein Teil des Prozesses.
Die Bedeutung einer positiven Fehlerkultur
Die Veranstaltungen wie die beim Doktorand*innentag der LMU sind entscheidend, um eine positive Fehlerkultur zu fördern. Sie helfen dabei, Berührungsängste abzubauen und zeigen, dass Rückschläge nicht das Ende, sondern oft der Anfang einer neuen Lernerfahrung sind. In der Wissenschaft, wo der Druck hoch ist und Unsicherheiten häufig als Schwäche angesehen werden, ist es wichtig, eine Umgebung zu schaffen, in der Fehler als Lernmöglichkeiten betrachtet werden.
Stefan hebt hervor, dass es für junge Forscher entscheidend ist, sich frühzeitig ein Unterstützungsnetzwerk aufzubauen. „Die besten Freundschaften entstehen oft in der Doktorandenzeit“, sagt sie. Diese Verbindungen können nicht nur emotionalen Rückhalt bieten, sondern auch dazu beitragen, die eigenen Erfolge und Misserfolge zu teilen und gemeinsam zu lernen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Scheitern in der Wissenschaft nicht nur unvermeidlich, sondern auch wertvoll ist. Es bietet die Möglichkeit, zu wachsen, zu lernen und letztendlich erfolgreicher zu werden. Die Erkenntnis, dass Misserfolge Teil des Prozesses sind, kann dazu beitragen, den Druck zu mindern und eine gesunde, unterstützende Forschungsumgebung zu schaffen.