Ein Stück Geschichte ist verloren gegangen! Das einst stolze Frachtschiff „Liebenwalde“, das 1976 auf der Neptun-Werft in Rostock vom Stapel lief, hat seine letzte Reise angetreten und ist im Indischen Ozean gesunken. Die Nachricht über das Schicksal des Schiffes hat nicht nur die ehemaligen Besatzungsmitglieder, sondern auch die Stadt Liebenwalde in Aufruhr versetzt. Was ist nur aus diesem Symbol der DDR-Seefahrt geworden?
Die „Liebenwalde“ war mehr als nur ein Schiff; sie war ein Teil der Identität der Stadt. Der letzte Kapitän, Frank-Michael Oldenburg, erinnert sich an die letzten Tage unter deutscher Flagge, als das Schiff 1993 an eine griechische Reederei verkauft wurde. „Es war eine emotionale Zeit“, sagte Oldenburg, der das Schiff auf seiner letzten Fahrt von Rostock über Rotterdam, Antwerpen und schließlich nach Griechenland führte, bevor die deutsche Flagge eingeholt wurde, wie MAZ berichtete.
Ein stolzer Stapellauf
Am 27. August 1976 war ein großer Tag für die Stadt Liebenwalde. Das Schiff, das 7000 Tonnen wog und über drei Laderäume verfügte, wurde feierlich getauft. Der damalige Bürgermeister Gert Luckmann erhielt die Einladung zum Stapellauf, wo die Stadt eine Patenschaft mit dem Schiff einging. „Es war ein Moment des Stolzes für uns alle“, erinnert sich Luckmann, der auch heute noch eine Schiffsglocke aus der „Liebenwalde“ in seinem Besitz hat.
Nach dem Stapellauf wurde das Schiff unter dem Heimathafen Wismar in Dienst gestellt und war viele Jahre lang auf den Weltmeeren unterwegs. Doch die Wende brachte Veränderungen: Der VEB Deutfracht/Seereederei Rostock wurde in eine GmbH umgewandelt, und die „Liebenwalde“ wechselte 1993 die Flagge und den Namen. Ab diesem Zeitpunkt wurde sie als „LEONIDAS K“ unter griechischer Flagge weiterbetrieben.
Das tragische Ende
Die „Liebenwalde“ wurde 1994 erneut verkauft und in „LITSA K“ umbenannt. Später, unter dem Namen „IREMIA“, befuhr das Schiff die Gewässer bis es am 18. August 2002 vor der Küste Somalias sank. Der Grund: ein Wassereinbruch auf der Fahrt von Indien nach Somalia. Glücklicherweise konnte die 22-köpfige Besatzung gerettet werden, wie Neptunwerft berichtete.
„Dass das Schiff gesunken ist, habe ich bislang auch nicht gewusst“, äußerte der ehemalige Bürgermeister Luckmann betroffen. „Es macht einen schon etwas wehmütig, zu wissen, dass ein so gewaltiges Schiff jetzt auf dem Meeresgrund liegt.“ Trotz des traurigen Schicksals bleibt die Erinnerung an die „Liebenwalde“ lebendig. Viele Bürger empfinden Stolz, dass ein Schiff mit solch einer Geschichte den Namen ihrer kleinen Stadt getragen hat.
Die „Liebenwalde“ wird immer ein Teil der maritimen Geschichte der DDR und der Stadt Liebenwalde bleiben. Ihre letzte Reise mag beendet sein, doch die Erinnerungen und die Geschichten, die sie hinterlässt, werden nie vergessen werden.