Streit um Saurüsselalm: Schließt die beliebte Almhütte bald?
Bad Wiessee – Die Saurüsselalm, ein beliebter Treffpunkt für Feinschmecker und Naturliebhaber, sorgt für Aufregung. Trotz der fehlenden Baugenehmigung wird hier bis zum 20. Dezember munter weiterbewirtet. Die Betreiber servieren Trüffelpizzen und Allgäuer Kässpatzen, als wäre nichts geschehen. Dies ist besonders brisant, da der Bauantrag des Eigentümers Franz Haslberger Mitte September zurückgezogen wurde, um einem Gerichtsurteil zu entgehen. Laut der Grünen-Kreistagsfraktion handelt es sich hierbei um einen klaren Fall von „Schwarzbau“, wie [die Abendzeitung](https://www.abendzeitung-muenchen.de/bayern/betrieb-in-der-sauruesselalm-geht-weiter-trotz-fehlender-baugenehmigung-art-1019272?womort=Miesbach) berichtet.
Die Kritik an der Situation wird immer lauter. Thomas Tomaschek, Fraktionssprecher der Grünen, beklagt, dass das Landratsamt Miesbach nicht eingreift. Er und seine Kollegin Cornelia Riepe haben die Behörde öffentlich für ihr Untätigsein kritisiert. Auch der Verein zum Schutz der Bergwelt und die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal sind seit 2022 rechtlich gegen die Alm aktiv. Sie argumentieren, dass die zahlreichen Sonderveranstaltungen, die bis zu 15 Mal im Jahr stattfinden, die Nachtruhe der Tiere stören und somit den Lebensraum gefährden.
Ein Präzedenzfall in Gefahr
Angela Brogsitter-Finck, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, warnt: „Es wird ein Präzedenzfall geschaffen. Wenn die Saurüsselalm das darf, dann könnten auch andere Almhütten nachziehen.“ Die Betreiberin Tanja Frühauf kontert, dass auch andere Hütten ähnliche Veranstaltungen durchführen und fragt rhetorisch, ob diese nicht ebenso die Tierwelt stören würden. Sie betont, dass die Veranstaltungen im Jahr 2024 alle vor Mitternacht endeten und dass die Preise für Speisen und Getränke nicht nur für Wohlhabende erschwinglich sind.
Die Grünen vermuten, dass die Untätigkeit des Landratsamtes mit dem Status des Eigentümers Franz Haslberger zusammenhängt, der in der Region als „König vom Söllbachtal“ bekannt ist. Tomaschek äußert den Verdacht, dass es Doppelstandards gibt, da bei anderen Gastronomiebetrieben strenger durchgegriffen wird. Das Landratsamt hingegen sieht die Hütte nicht als klassischen Schwarzbau an, da nur Teile des Gebäudes nachträglich illegal wurden.
Politische Forderungen und mögliche Lösungen
Die Grünen fordern nun ein sofortiges Einschreiten des Landratsamtes. „Die Genehmigungsbehörde sieht tatenlos zu“, kritisiert Tomaschek. Die Argumentation des Landratsamtes, dass eine Schließung aufgrund von früheren Fällen im Landkreis nicht möglich sei, wird von den Grünen nicht akzeptiert. „Es gibt rechtlich keine Gleichheit im Unrecht“, so Riepe. Die Teilprivilegierung aus dem Jahr 1880 erlaube lediglich einen Gastronomiebetrieb in der Hütte selbst, nicht jedoch die Nutzung von Freischankflächen oder Nebengebäuden, wie [Merkur](https://www.merkur.de/lokales/region-tegernsee/bad-wiessee-ort95312/des-weiterbetrieb-der-sauruesselalm-gruenen-kreistagsfraktion-fordert-einschreiten-landratsamtes-93405737.html) berichtet.
Landrat Olaf von Löwis (CSU) plant ein Treffen mit allen Beteiligten, um einen Kompromiss zu finden. Doch Brogsitter-Finck gibt sich kämpferisch: „Wir werden nicht klein beigeben, dafür haben wir zu lange gekämpft.“ Die Zukunft der Saurüsselalm bleibt also ungewiss, während die Diskussionen über Rechtmäßigkeit und Naturschutz weitergehen.