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Im Rahmen seines Neujahrsempfangs im Burggasthof Roth in Bergrothenfels hat Bürgermeister Michael Gram den Rückzug aus seinem Amt angekündigt. Nach fast elf Jahren, in denen zahlreiche Projekte wie die Erschließung des Baugebietes Halleberg, die Neugestaltung der beiden Friedhöfe sowie die Sanierung des Rathauses und einiger Straßen realisiert wurden, wird Gram seine Amtszeit beim nächsten Amtsübergang beenden. Zu den noch anstehenden Aufgaben zählen der Glasfaserausbau, die Sicherstellung der Wasserversorgung sowie Maßnahmen zur Verbesserung des Brandschutzes.
Die Gründe für seinen Rückzug sind vielfältig: Gram, der 52 Jahre alt ist, betont, dass es nicht am Alter oder an der Zusammenarbeit im Stadtrat liegt. Zunehmende Verantwortung bei der Regierung von Unterfranken, gesundheitliche Folgen aufgrund der Doppelbelastung zwischen diesen Ämtern, sowie eine Verschlechterung der finanziellen Rahmenbedingungen spielen dabei eine Rolle. Zudem benannte er Ärger mit einzelnen Bürgern als zusätzlichen belastenden Faktor. Er versichert jedoch, dass die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wurde, da ihm die Arbeit viel Freude bereitet.
Rückblick und Ausblick
Michael Gram kündigte an, seine Entscheidung frühzeitig bekanntzugeben, um seinem Nachfolger genügend Zeit für die Einarbeitung zu geben, wobei noch etwa 1,5 Jahre bis zur Amtsübergabe verbleiben. Beim Empfang waren rund 40 Gäste anwesend, darunter Stadtratskollegen und Mitarbeiter der Stadt. In seiner Rede blickte Gram auf das vergangene Jahr zurück, welches von negativen nationalen und internationalen Ereignissen geprägt war, jedoch auch Erfreuliches im kommunalen Bereich bot: Die Rathaussanierung sei nahezu abgeschlossen und die Aufträge für den Kindergartenbau seien fast alle vergeben, der Umzug in den neuen Kindergarten sei im kommenden Kindergartenjahr geplant.
Während Michael Gram seinen Rückzug bekanntgab, sind ähnliche Rücktrittsankündigungen unter Bürgermeistern in Deutschland nicht unüblich. Ein Beispiel dafür ist Michael Stolze, Bürgermeister von Markt Schwaben. Er erklärte, dass er zum Ende Mai zurücktreten werde, bedingt durch anhaltende Debatten um eine Flüchtlingsunterkunft. Laut Stolze seien solche Diskussionen symptomatisch für ein größeres Problem in der bayerischen Gemeinde mit 14.000 Einwohnern. Hierbei berichtete er von heftigen Beschimpfungen, die in der Folge von unzureichenden Straßenräumungen nach Schneefall im Dezember auftraten. Zunehmend erscheinen solche Konflikte als Teil eines größeren Trends, unter dem viele Kommunalpolitiker leiden.
Christian Erhardt-Maciejewski, Chefredakteur von KOMMUNAL, weist auf drei wesentliche Gründe hin, die die Häufigkeit von Rücktritten unter Bürgermeistern erklären könnten: Die Verrohung der Sprache und ein Mangel an Wertschätzung für ehrenamtliche Politiker, die desolate Finanzlage vieler Kommunen, die es ihnen nicht ermöglicht, Pflichtaufgaben ohne neue Schulden zu erfüllen, sowie die Bürokratie, die das Engagement der Kommunalpolitiker einschränkt. Um diesem Trend entgegenzuwirken, seien Lösungen gefragt, wie neue Finanzbeziehungen zwischen Ländern und Kommunen, die Stärkung des Ehrenamts und ein konsequentes Vorgehen gegen Hass und Hetze in der politischen Auseinandersetzung.