
Am 18. Januar 2025 wurde das Kulturhauptstadtjahr in Chemnitz mit einer Feier eröffnet, die rund 80.000 Menschen anlockte. Die Veranstaltung fand unter optimalen Wetterbedingungen auf drei Bühnen statt und wurde insgesamt positiv bewertet. Technische Unzulänglichkeiten blieben im Rahmen. Auffällig waren jedoch die politischen Aussagen, die während der Eröffnung nur schwer erkennbar waren. Der Popmusiker Bosse nahm jedoch klar Stellung gegen Faschismus.
Parallel zur Eröffnung kam es zu einem Protestmarsch der rechtsextremen Partei „Freie Sachsen“. Diesen ließ die Stadt unter Verweis auf die Versammlungsfreiheit durch das Festareal ziehen. Konträr dazu standen rund 400 Neonazis circa 4000 Gegendemonstranten gegenüber. Die Medienberichterstattung über das Ereignis fokussierte sich überwiegend auf die Neonazis, obwohl die Gegendemonstration zahlenmäßig deutlich stärker war. Auf Facebook äußerten einige Nutzer kritische Kommentare zur Veranstaltung und bezeichneten sie als „Politveranstaltung der Kartellparteien“ oder als „linksgrünes Umerziehungslager“.
Politische Dimensionen und Reaktionen
Trotz der heftigen Auseinandersetzungen blieb die politische Aufladung des Programms weitgehend unbelegt. Einige Chemnitzer fordern ein intensiveres Engagement von der Stadtverwaltung und den Organisatoren. Der Kurator Kim Brian Dudek bemerkte, dass die Stadt unpolitischer erscheine, als sie es eigentlich sein sollte. SPD-Politikerin Hanka Kliese kritisierte die Künstlerauswahl und die fehlende Diversität im Programm. Zudem kommt der Begriff „Rechtsextremismus“ im Programmbuch kaum vor, obwohl Chemnitz für seine rechtsextremen Ausschreitungen im Jahr 2018 bekannt wurde.
Freie Presse berichtete, dass das geplante Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex als einziger relevanter Programmpunkt gilt. Stefan Schmidtke, der Programmverantwortliche, erklärte, dass das Politische im Programm unbetont bleiben solle. Ziel sei es, „Normalbürger“ aktiv zu erreichen, anstatt sie mit massentauglichen Attraktionen zu befriedigen. Das Gesamtprogramm wird als kleinteilig beschrieben, mit wenigen großen Attraktionen.
Künstler Jan Kummer wünscht sich ein klareres Engagement der Stadt, sieht aber auch den Wert in der positiven Stimmung, die die Eröffnungsfeier verbreitete. Weitere Informationen über die rechtsextreme Demo und die Gegenproteste fanden Berücksichtigung beim Start der Kulturhauptstadt, wie Spiegel Online berichtete.