AutomobilStraubing

Auto-Krise in Europa: Wer überlebt den Druck der E-Mobilität?

Die europäische Autoindustrie sieht sich einer schweren Krise gegenüber, die besonders deutsche und bayerische Hersteller betrifft. Chinesische Automobilhersteller und der US-Autobauer Tesla drängen mit günstigeren und reichweitenstarken Fahrzeugen auf den europäischen Markt. Die von der EU festgelegten Flottenvorgaben zum CO2-Ausstoß setzen die Branche zusätzlich unter Druck. Ab 2024 gilt ein Grenzwert von 93,6 Gramm CO2 pro Kilometer, der bis 2030 auf 49,5 Gramm sinken soll. Autoherstellern drohen bei Nichteinhaltung Geldbußen von bis zu 15 Milliarden Euro, wenn sie nicht ausreichend Elektrofahrzeuge verkaufen. Zudem droht US-Präsident Donald Trump mit hohen Importzöllen auf europäische Waren, auch auf Fahrzeuge.

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen plant, Anfang März einen Aktionsplan zur Unterstützung der Autoindustrie vorzulegen. Unklar bleibt, ob das für 2035 beschlossene Verbot von Verbrennungsmotoren rückgängig gemacht wird. Während die EVP-Fraktion im EU-Parlament einen Beschluss für Technologieoffenheit bei Pkw-Antrieben gefasst hat, hat sich der Boom der E-Autos in Deutschland 2024 stark abgeschwächt. Die Förderung wurde eingestellt, was zu einem Rückgang der Neuzulassungen von über ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr führte. Eine Zielsetzung der Bundesregierung sieht vor, bis 2030 rund 15 Millionen Batterieautos auf den deutschen Straßen zu haben. Der Bestand an Elektrofahrzeugen liegt zu Beginn des Jahres 2024 bei 1,4 Millionen.

Hersteller und Marktreaktionen

In Norwegen beträgt die E-Auto-Quote bereits 89 Prozent, während in Europa insgesamt etwa 13 Millionen Arbeitsplätze direkt und indirekt an der Automobilproduktion hängen, darunter etwa 450.000 in Bayern. Der Jahresumsatz der Autobranche in Bayern beläuft sich auf über 140 Milliarden Euro. Forderungen nach einer Senkung der Unternehmenssteuern von 30 Prozent auf 25 Prozent sowie nach Bürokratieabbau sind lautstark. Die CSU, Freien Wähler und die AfD fordern eine Rücknahme des Verbrennerverbots. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger spricht sich für Technologieoffenheit aus und fordert Einflussnahme auf Ursula von der Leyen.

Ein weiterer Aspekt ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Bayern, wo derzeit 30.000 öffentliche Ladepunkte zur Verfügung stehen, das Ziel jedoch bis 2030 auf 100.000 Ladepunkte angehoben wurde. Deutsche Hersteller haben bis dato keine günstigen E-Autos im Angebot, während der günstigste Verbrenner von Dacia bei 12.400 Euro beginnt und Stromer bei 16.900 Euro. VW plant, bis 2027 einen E-Volkswagen für 20.000 Euro herauszubringen.

Parallel zum Rückgang der Absätze von Elektroautos in der Autoindustrie gibt es Befürchtungen der Autobauer hinsichtlich möglicher EU-Strafen wegen strengerer CO2-Grenzwerte, die ab nächstem Jahr in Kraft treten. Schätzungen über mögliche Strafen belaufen sich auf bis zu 13 Milliarden Euro. Interne Berichte der Automobilindustrie deuten auf Millionen verlorene Arbeitsplätze hin, die durch die schärferen Klimavorgaben gefährdet sind. Während einige Hersteller besser vorbereitet sind, wird BMW als besser aufgestellt im Vergleich zu anderen deutschen Automobilherstellern betrachtet.

Krisensitzungen bei VW stehen aufgrund drohender Schließungen deutscher Fabriken auf der Agenda. Experten wie Stefan Bratzel fordern eine Wiedereinführung von Kaufprämien für Elektroautos, um den Absatz zu steigern, auch wenn diese nicht so hoch sein müssen wie zuvor. In China werden Abwrackprämien ausgezahlt, um den E-Automarkt zu fördern. Zudem gibt es einen Gesetzesentwurf zur steuerlichen Förderung von E-Dienstwagen mit geplanten Abschreibungen von 40 Prozent. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil spricht sich ebenfalls für neue staatliche Kaufanreize aus. Bratzel betont, dass die Hersteller die Preise für Elektroautos senken müssen, um die Krise zu überwinden.

Die Nachfrage nach Elektroautos ist weiterhin rückläufig: Im Juli 2024 wurden 36,8 Prozent weniger E-Autos zugelassen als im Vorjahr. VW plant, bis Ende 2025 ein günstiges Elektromodell (ID2) auf den Markt zu bringen. Bratzel beobachtet den chinesischen Markt genau und sieht dort eine hohe Innovationskraft, prognostiziert, dass chinesische Hersteller Marktanteile in Europa erobern werden, ähnlich wie dies in der Vergangenheit bei japanischen und koreanischen Herstellern der Fall war. Für 2030 hat die EU einen CO2-Grenzwert von 49,5 Gramm pro Kilometer festgelegt, wobei Schätzungen besagen, dass 40 bis 45 Millionen E-Fahrzeuge notwendig seien, um diesen Grenzwert zu erreichen. In China liegt der Marktanteil von reinen E-Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden bereits über 50 Prozent.