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Im Herzen des Ruhrgebiets, genauer gesagt im Duisburger Norden, brodelt es gewaltig. Hier, wo einst die SPD eine uneinnehmbare Festung war, erobert die AfD zunehmend die Herzen der Wähler. Der Hohenzollernplatz in Duisburg-Neumühl verwandelt sich an Markttagen in ein wahres Schlachtfeld. Während CDU und SPD um die Wette plakatieren, zieht der Stand der AfD die Massen magisch an. „So viel Zuspruch haben wir noch nie erlebt“, frohlockt der AfD-Direktkandidat Sascha Lensing, während er umgeben von einer begeisterten Menge seine Visionen für die Zukunft ausbreitet.
Im Wahlkreis Duisburg II, einem der umkämpftesten Wahlkreise Deutschlands, hat die AfD bei vergangenen Wahlen gewaltige Zuwächse erzielt. Bei den Europawahlen war Duisburg-Neumühl mit einem Wahlergebnis von 30,64 Prozent gar eine Hochburg für die AfD. Doch nicht nur in Duisburg, auch in den benachbarten Wahlkreisen wie Gelsenkirchen sei ein ähnliches Bild zu beobachten, wie WAZ berichtet. Hier gibt es ein hohes Maß an Armut, eine hohe Arbeitslosenquote und viele leerstehende Wohnungen, die das soziale Klima belasten.
„Wir fühlen uns nicht vertreten“
Die Menschen hier fühlen sich im Stich gelassen. Ein 74-jähriger Anwohner klagt: „Der Ausländeranteil ist so groß, dass wir verdrängt werden.“ Viele erzählen von Kriminalitätsproblemen und fühlen sich ihrer Traditionen beraubt. Auch die SPD, die einstige Volkspartei, scheint ihren Glanz verloren zu haben. Ein ehemaliges SPD-Mitglied und langjähriger Anwohner nennt das Asylrecht und Missbrauch als Gründe für seinen Wechsel zur AfD.
Migration und Kriminalität im Fokus
Auf den Straßen von Meiderich, einem Duisburger Stadtteil, bestimmen Themen wie Migration und Kriminalität den Wahlkampf. Ladenbesitzer berichten von einer Verschlechterung der Sicherheitslage. Erst kürzlich ereignete sich ein tragischer Vorfall: Ein 51-Jähriger wurde bei einer Messerattacke schwer verletzt. Diese Ereignisse haben die Stimmung im Stadtteil weiter aufgeheizt und lassen Zweifel an den etablierten Parteien wachsen.
Kundinnen und Kunden auf dem Markt in Neumühl berichten von einem allgemeinen Frust und einer entnervten Einstellung zur Politik. Sie sagen, die Menschen kämpften ums Überleben. Verschiedene Stimmen beklagen den Anstieg der Lebenshaltungskosten und sehen ihre Hoffnungen in der AfD. Lensing versucht, diese Wut und Unzufriedenheit aufzufangen und verspricht, die Probleme anzugehen.
Ein Riesen-Dilemma
Interessanterweise ist selbst in migrantisch geprägten Vierteln der Zuspruch für die AfD vorhanden. Wie CDU-Kandidat Björn Pollmer sagt, wenden sich sogar Menschen mit türkischen Wurzeln der Partei zu, aus Angst vor unberechtigten Transferleistungen. Dies sei ein „Riesen-Dilemma“, das die Parteien der Mitte nicht mehr lösen könnten, erklärt er.
Derartige komplexe Themen, die nicht nur Duisburg, sondern das gesamte Ruhrgebiet betreffen, sind oft nur schwer zu greifen. Die Enttäuschung und Hilflosigkeit sind omni präsent, und viele sehen keine andere Möglichkeit, als „die Schnauze voll zu haben“. Ironischerweise nährt gerade diese Enttäuschung den Aufschwung der Partei, die für viele als radikales Gegengewicht zur etablierten Politik erscheint.
Die jüngste Umfrage von WAZ prognostiziert einen deutlichen Vorsprung für die AfD im Wahlkreis Duisburg II, trotz skeptischer Stimmen aus der Bevölkerung. Die Menschen sind unzufrieden und fühlen sich von den traditionellen Parteien im Stich gelassen, wie auch DerWesten meldet. Was bleibt, ist ein spannender Wahlkampf und die Frage, wie sich die politische Landschaft in Duisburg und Umgebung weiter verändern wird.