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Eine aktuelle britische Studie zeigt, dass der Konsum von Kunst und kulturellen Angeboten die Lebensqualität sowie die Produktivität der Menschen erhöht. Diese Studie beziffert die gesundheitlichen Vorteile von Kunst und Kulturerbe auf jährlich acht Milliarden Pfund. Im Rahmen dieser Erkenntnisse leitet Professor Stefan Willich an der Berliner Charité das „Netzwerk Kunst und Medizin“, welches die therapeutische Nutzung von Kunst untersucht.
Besondere Aufmerksamkeit erhält die Musiktherapie, die nachweislich positive physiologische Effekte hat, etwa bei frühgeborenen Babys. Diese Therapieform fördert die Sauerstoffsättigung, die Stillfrequenz, die Atemwegsreifung und führt zu verkürzten Krankenhausaufenthalten. Darüber hinaus wird Musiktherapie auch bei Erkrankungen wie Demenz, Autismus sowie im Herz-Kreislauf-Bereich eingesetzt, wo sie nachweislich den Blutdruck senkt.
Kunst auf Rezept und die Rolle der WHO
In Bremen wurde ein Pilotprojekt mit dem Titel „Kunst auf Rezept“ ins Leben gerufen, das darauf abzielt, die psychische Gesundheit der Menschen zu stärken. Das Projekt wurde 2022 gestartet, um auf psychische Belastungen infolge der Corona-Pandemie zu reagieren. Mit dem Ansatz „Kunst auf Rezept“ haben Ärzte die Möglichkeit, kulturelle Angebote zu verordnen. Patienten können so mit einem entsprechenden Rezept an Kursen teilnehmen, die beispielsweise Zeichnen oder Improvisationstheater umfassen. Die Rückmeldungen von Patienten und medizinischen Fachleuten sind durchweg positiv, und das Konzept wird als wertvolle Ergänzung im Gesundheitssystem betrachtet, da es eine wichtige Lücke schließt.
Zusätzlich bestätigte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2019 in einer umfassenden Metastudie die positiven Auswirkungen künstlerischer Tätigkeiten auf die psychische und physische Gesundheit. Der Bericht, der während einer Veranstaltung in Helsinki vorgestellt wurde, analysierte über 900 europäische Publikationen und kategorisierte Kunstformen in fünf Bereiche: Darstellende Künste, visuelle Künste, Literatur und Kultur, Online-Künste sowie die Gesundheitsförderung. Kunst und kreative Aktivitäten zeigen in therapeutischen, rehabilitativen und präventiven Kontexten positive Effekte und sind für alle Altersgruppen von großer Bedeutung.
Die WHO-Berichtsergebnisse umfassen eine Vielzahl von Empfehlungen zur gesundheitspolitischen Umsetzung, die einen internationalen Wissensaustausch und staatliche Förderungen für Forschungsprojekte anregen sollen. Dies könnte einen bedeutenden Fortschritt für die Integration von Kunst in die Gesundheitsversorgung darstellen, die zunehmend als wertvolles Mittel zur Förderung der Gesundheit anerkannt wird.