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Ein spannungsgeladenes Thema beherrscht die Hauptstadt: Die Kontroverse über Migration ist in aller Munde, und selbst in den heimischen Wohnzimmern brechen erbitterte Diskussionen aus. Ein eindrückliches Beispiel liefert Marita Leßny, eine Flüchtlingshelferin aus Berlin Kreuzberg, die nicht nur gegen das wachsende Misstrauen gegenüber Geflüchteten kämpft, sondern auch innerhalb ihrer Familie mit Widerständen konfrontiert ist. Ihre Bemühungen, den Kirchenasyl suchenden Menschen in der Heilig-Kreuz-Kirche Schutz zu gewähren, stoßen immer öfter auf Unverständnis. Interessanterweise spiegeln die Bedenken von Leßnys eigenen Kindern die Meinung der breiten Bevölkerung wider: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap sind 68 Prozent der Deutschen der Meinung, dass weniger Flüchtlinge ins Land kommen sollten.
Mit drastischen Worten beschreibt Bernd Siggelkow die dramatische Zuspitzung der Situation: Die Belastung durch die hohe Zahl von Migranten führe Berlin an den Rand des Zusammenbruchs, wie auch Berliner Zeitung berichtet. Siggelkow lässt kein gutes Haar an der Politik, die seiner Meinung nach die Verantwortung auf private Träger wie das von ihm gegründete Hilfswerk „Arche“ abwälzt. Die Kritik entzündet sich besonders an der Unterbringung von Geflüchteten im alten Flughafen Tegel, der eigentlich nur für die Notunterbringung im Krieg gegen die Ukraine gedacht war, nun aber dauerhaft belegt ist.
Die Kirche als Rückzugsort – aber um jeden Preis?
Die Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg ist seit 40 Jahren ein Anlaufpunkt, an dem Abschiebungen verhindert werden. Kirchenasyl ist ein umstrittenes Thema, denn es bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone – ohne gesetzliche Grundlage in Deutschland. Die rechtlichen Herausforderungen sind immens und wirken abschreckend auf viele potenzielle Helfer. Marita Leßny stellt sich dennoch tapfer den emotional und körperlich belastenden Anforderungen dieser Tätigkeit. Sie hat seit 2013 unermüdlich für das Kirchenasyl gearbeitet, sieht aber mit Sorge, dass die Zahl ihrer Mitstreiter drastisch gesunken ist.
In den intensiven Debatten zur Migrationspolitik werfen einige Politiker wie Friedrich Merz mit harten Forderungen um sich: eine generelle Zurückweisung bei illegaler Einreise, und das vor den bevorstehenden Bundestagswahlen. Ein solches Vorgehen ist kaum durchsetzbar und könnte gegen europäisches Recht verstoßen, wie Kritiker anmerken.
Die emotionalen Belastungen der Helfer
Die psychische und emotionale Belastung, die mit der Arbeit für Geflüchtete einhergeht, scheint unermesslich. Marita Leßny spricht offen über die Erschöpfung, die sie und ihre Kollegen fühlen. Die Arbeit ist anspruchsvoller als je zuvor. Ihre Hoffnung, die Gesellschaft könnte sich trotz allem zum Besseren wenden, scheint jeden Tag einen schweren Stand zu haben. Das gesellschaftliche Klima wird als zunehmend feindlich beschrieben, so dass es selbst für Caritas-Direktorin Ulrike Kostka eine Herausforderung ist, diesem entgegenzuwirken. Ihren Aussagen zufolge ist die Zusammenarbeit mit den Berliner Behörden zwar positiv, doch Mangel an Personal und die ungleiche Verteilung der Lasten stellt den Wohlfahrtsverband vor große Herausforderungen. Auch sie beschreibt ein Gefühl der Erschöpfung, das sich quer durch die wohltätigen Organisationen zieht.
Sorgenvoll schaut Marita Leßny auf die nahenden Bundestagswahlen und die Möglichkeit, dass die Rahmenbedingungen für das Kirchenasyl verschärft werden könnten. Ein Verbot dieses letzten Zufluchtsortes für viele Geflüchtete hält sie jedoch für rechtlich nicht durchsetzbar. Allerdings müssen sich all jene, die sich wie Leßny engagieren, auf noch mehr Gegenwind gefasst machen, wie Euronews berichtet.
Die Zukunft ist ungewiss, aber eines ist sicher: Das Engagement der Helfer wie Marita Leßny wird mehr denn je gebraucht werden, um den geflüchteten Menschen nicht nur Schutz, sondern auch ein wenig Hoffnung zu geben.