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In Bad Nauheim hat Ute Greb die Fotoalben ihres Vaters Karl Engel entdeckt, die eine wertvolle historische Dokumentation der Stadt enthalten. Karl Engel, der frühere Verwaltungsleiter des Konitzky-Stifts und Autor des Buches „Bad Nauheim aus vergangenen Tagen“, sammelte leidenschaftlich Material über seine Heimatstadt.
Greb, die die Alben in einer Truhe aufbewahrt, stieß beim Durchblättern auf zahlreiche Bilder, die sie zum ersten Mal sah. Darunter befinden sich auch historische Aufnahmen vom Hotel Carlton, wo 1928 ein tragischer Vorfall stattfand, bei dem ein Jurastudent seine Freundin erschoss. Greb vermutet, dass ihr Vater ähnliche Fotos besaß, da er alles von Bad Nauheim dokumentierte.
Historische Aufnahmen und Erlebnisse
Die Entdeckung der Alben erinnerte Greb an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Elternhaus ihrer Familie von US-Militär beschlagnahmt wurde. In dieser Zeit lebte die Familie in nur zwei Zimmern des Hotels Aegir in der Ludwigstraße 23. Karl Engel, der 1999 verstorben ist, entblätterte nicht nur Fotos, sondern auch alte Postkarten, die er mit eigenen Gemälden und Aquarellen illustrierte.
Unter den vielen Bildern, die Greb fand, sind auch Aufnahmen vom historischen Badehaus 8, das 1950 abgerissen wurde. Dieses Gebäude war 1920 Schauplatz einer Tagung von Naturwissenschaftlern, an der der berühmte Physiker Albert Einstein teilnahm. Weitere Fotografien zeigen die untere Hauptstraße mit der Sprudelapotheke sowie den Karlsbrunnen-Platz.
Greb brachte eine Fotomappe ins Stadtarchiv, wo Stadtarchivar Alexander Jung sie über weiteres Material von Karl Engel informierte. Im Archiv befinden sich mehr als zwanzig Kisten mit Fotografien ihres Vaters, unter denen auch Bilder vom Hotel Carlton zu finden sind. Bedauerlicherweise hat Greb das Buch ihres Vaters verliehen und nie zurückbekommen, was sie traurig macht. Sie besitzt nur noch den Andruck des Buches mit einer handschriftlichen Widmung.
Karl Mays Aufenthalt in Bad Nauheim
Parallel zu Grebs Entdeckungen gewann ein anderer historischer Vorfall in Bad Nauheim an Bedeutung. So hielt sich der bekannte Schriftsteller Karl May im Jahr 1904 nicht nur zur Kur, sondern auch für einen Gerichtsprozess und ein Freundschaftstreffen in der Stadt auf. Alexander Jung hat die Hintergründe dieses Aufenthalts rekonstruiert.
Klara May, die an der Seite ihres Mannes reiste, beschrieb die Menschen in Bad Nauheim als „unbeschreiblich liebe“. Am 26. Oktober 1904 übernachteten die Mays im Hotel Reichshof und trafen auf Baurat Carl Eser sowie den Mainzer Bürgermeister Emil Göttelmann, die beide Bewunderung für den Schriftsteller zeigten.
Während ihres Aufenthalts notierte Klara May positive Eindrücke in ihrem Tagebuch. Am 31. Oktober 1904 verabschiedete Eser die Mays am Bahnhof mit einem Rosenbuschen, nachdem May zu einem Gerichtstermin vom 20. Oktober auf dem Land war. Darüber hinaus besuchte er auch eine Buchhandlung in Friedberg, wo er in Kontakt mit Geometer Julius Heineck gelangte.
Die historischen Erlebnisse von Karl Engel und Karl May illustrieren die reiche Kulturgeschichte der Region Bad Nauheim und deren bedeutende Persönlichkeiten.