
Ein 21-Jähriger, der wegen des Überfalls auf eine Tankstelle in Kirchhain im Mai 2023 verurteilt wurde, wird in einer Jugendkammer in psychiatrische Behandlung geschickt. Der Angeklagte hatte bei dem Überfall mit einem 14-Zentimeter-Küchenmesser auf einen Mitarbeiter der Tankstelle eingestochen. Laut dem Vorsitzenden Richter Gernot Christ handelte der Angeklagte in einem Zustand der Schuldunfähigkeit.
Der junge Mann leidet seit Jahren an hebephrener Schizophrenie, die seine Wahrnehmung, Denken und Fühlen stark beeinflusst. Bei der Tat stellte die psychiatrische Sachverständige fest, dass die Schizophrenie die Hauptursache für das aggressive Verhalten war, und nicht der Wille, Geld für Drogen zu beschaffen. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor einen versuchten Mord angenommen, konnte jedoch keine hinreichende Wahrscheinlichkeit für eine Tötungsabsicht feststellen.
Details zur Tat und psychiatrische Beurteilung
Der Angeklagte hatte Boxershorts als Maskierung verwendet und den Nebenkläger ohne vorherige Geldforderung direkt angegriffen. Die Gutachterin erklärte, dass die Einsichtsfähigkeit des Angeklagten aufgehoben sei und er somit eine erhebliche Gefahr für die Allgemeinheit darstelle. Zusätzliche Faktoren sind eine Abhängigkeit von Alkohol, Cannabinoiden und möglicherweise Stimulanzien, die jedoch nicht die Ursache für seine Schizophrenie sind.
In einer Einigung zwischen Staatsanwalt Timo Ide und Verteidiger Peter Thiel wurde beschlossen, den Angeklagten in einer Psychiatrie unterzubringen, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten. Beide Seiten verzichteten auf Rechtsmittel.
Die hebephrener Schizophrenie ist eine psychiatrische Erkrankung, die vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 25 Jahren auftritt. Diese Erkrankung zeigt oft affektive Veränderungen und kann auch nach dem 25. Lebensjahr auftreten, wie DocCheck Flexikon berichtet. Die genauen Ursachen sind unklar, es wird jedoch eine Dysbalance der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin vermutet, die zur Ausbildung falscher Synapsenverbindungen führen kann.
Zu den häufigen Symptomen gehören Denkstörungen, Störungen der Affektivität sowie gelegentliche Halluzinationen. Die Diagnose erfolgt durch umfangreiche Beobachtungen und neurologische Untersuchungen, während die Therapie meist stationär mit Neuroleptika und weiteren therapeutischen Ansätzen realisiert wird, um den psychischen Zustand der Betroffenen zu stabilisieren.