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Die Stadt Marburg plant, die Innenverdichtung durch die Analyse versiegelter Flächen für Wohnbebauung voranzutreiben. Der grün-rot-grüne Stadtrat hat beschlossen, Baulücken zu identifizieren, um die Siedlungsflächen im Außenbereich zu schonen. Christian Schmidt, Stadtverordneter der Grünen, betont, dass der Fokus auf bereits versiegelte Flächen gelegt werden sollte, um den Wohnungsbau zu fördern.
Kritik kommt jedoch von der Bürgerinitiative „Wir sind Hasenkopf“, die alternative Flächen für den Wohnbau vorschlägt, darunter der Sportplatz sowie das ungenutzte „Monette“-Gelände in der Willy-Mock-Straße. Die Initiative argumentiert, dass die Infrastruktur in Ockershausen bereits vorhanden ist und eine Bebauung dort sinnvoller wäre. Bedenken bestehen bezüglich einer möglichen erhöhten Pkw-Belastung in Alt-Ockershausen, die durch die geplante Bebauung am Hasenkopf entstehen könnte.
Mobilitätskonzept und weitere Bedenken
Das Mobilitätskonzept „Move 35“ prognostiziert, dass der Verkehr in der Umgebung zunehmen wird, was sowohl die Anwohner besorgt als auch die Forderungen der Bürgerinitiative bestärkt. Des Weiteren wurde der Baulücken-Beschluss von Mitgliedern der Initiative als Argument gegen das laufende Umlegungsverfahren für das Hasenkopf-Gebiet genutzt. Renate Bastian, Fraktionschefin von „Die Linke“, äußerte zudem Zweifel an der Aussage der Stadt, dass im Innenbereich alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien.
Ein weiteres Beispiel für die Thematik der Innenverdichtung findet sich in Schramberg, wo das Potenzial der Nutzung von Baulücken und Leerständen ebenfalls diskutiert wird. Die Stadt erfasst kontinuierlich Leerstände und Baulücken und hat seit 2008 ein Kataster dafür erstellt. Bei der letzten Baulücken-Erhebung wurden 291 Rückmeldungen von Eigentümern erhalten, wobei nur ein geringer Anteil bereit ist, Baulücken zu veräußern oder zu bebauen.
Die letzte Erhebung zeigte, dass in Schramberg 338 Baulücken mit insgesamt 390 Bauplätzen existieren, von denen die Mehrheit in Privatbesitz ist. Der hohe Anteil von leerstehenden Gebäuden in der Stadt, dessen Anteil auch stark in Privatbesitz ist, unterstreicht die Herausforderungen, vor denen die Kommunen stehen, wenn es um die Schaffung neuer Wohnflächen geht, wie der Schwarzwälder Bote berichtet.
In der Talstadt und Sulgen befinden sich die meisten der identifizierten Baulücken, während die Stadt keine finanziellen Mittel hat, um die Situation der privaten Leerstände zu reduzieren. Diese Herausforderungen sind Teil einer breiteren Diskussion über die Notwendigkeit der Innenentwicklung und das Ausnutzen vorhandener Flächen, um die steigende Nachfrage nach Wohnraum in den Städten zu decken, wie die OP Marburg zusammenfasst.