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Die Lebensmittelindustrie gerät in den Fokus der Verbraucher, da immer mehr Produkte in grüner Verpackung angeboten werden. So berichtet das SWR-TV-Format Marktcheck, dass derartige Verpackungen häufig mit Gesundheit, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein assoziiert werden. Insbesondere das Beispiel der „Plant-Based Nutella“ von Ferrero, die seit Januar 2025 erhältlich ist, verdeutlicht diesen Trend. Dieses Produkt verfügt nicht nur über einen grünen Deckel, sondern auch ein ansprechend gestaltetes Blättchen-Design, das viele Verbraucher anspricht.
Lebensmitteltechnologe Stephan Lück stellt jedoch fest, dass trotz der grünen Verpackung die Nährwerte der „Plant-Based Nutella“ dem Original ähnlich sind. In einem 350-Gramm-Glas sind nahezu 160 Gramm Zucker und 112 Gramm Fett enthalten. Diese Variante enthält Palmöl als zentrale Zutat, obwohl Milch durch Kichererbsenmehl ersetzt wurde, was den gesundheitlichen Nutzen in Frage stellt. Laut Ferrero stammt das verwendete Palmöl aus abholzungs- und ausbeutungsfreier Quelle, was jedoch von Umweltorganisationen in Frage gestellt wird; sie kritisieren, dass zertifiziertes Palmöl oft mit Regenwaldzerstörung und Menschenrechtsverletzungen verbunden ist.
Preisanstieg und Verbraucherwahrnehmung
Die Unterschiede zwischen den Nutella-Varianten werden vom Experten Lück als minimal eingeschätzt. Zudem hat die „Plant-Based Nutella“ einen Preis, der etwa 40 Prozent höher liegt als der ihrer klassischen Variante, ohne einen nachweislichen Mehrwert zu bieten. Diese Preispolitik wird durch das Marketing unterstützt, da die Farbe Grün emotional anspricht und die Kaufentscheidungen der Verbraucher maßgeblich beeinflusst. Studien zeigen, dass zwei Drittel aller Kaufentscheidungen emotional sind; bei der Produktbeurteilung basieren 62 bis 90 Prozent der Entscheidungen auf Farben.
Die Marketingstrategien und psychologischen Tricks der Hersteller wecken den Eindruck, dass grüne Produkte gesünder sind. Dies führt dazu, dass Verbraucher bei ihrer Kaufentscheidung häufig den Blick auf die Zutatenliste und Nährwertangaben vernachlässigen, wie auch andere Produkte mit grünen Verpackungen zeigen. So etwa die „Obsties“ von Alete, die als „ohne Zuckerzusatz“ beworben werden, tatsächlich jedoch fast 70 Prozent Zucker durch Fruchtpüree enthalten.
Der Fall um die „Plant-Based Nutella“ und andere ähnliche Produkte hebt die Notwendigkeit hervor, dass Verbraucher beim Einkaufen sensibilisiert sind und Zutatenlisten kritisch prüfen, um Fehlinformationen zu vermeiden, wie [merkur.de](https://www.merkur.de/verbraucher/vorsicht-bei-gruenen-lebensmitteln-im-supermarkt-40-prozent-teurer-zr-93603146.html) berichtete. Auch die Verwendung grüner Verpackungen als Teil der Marketingstrategie wird von [swr.de](https://www.swr.de/verbraucher/ard-marktcheck/gruene-verpackung-lebensmittel-natur-nachhaltigkeit-marketing-taeuschung-100.html) thematisiert, um den Eindruck von Gesundheit zu erwecken.