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150 Jahre Alice Berend: Unbekannte Facetten einer Berliner Schriftstellerin

Am 30. Juni 2023 feierte die bedeutende Schriftstellerin Alice Berend ihren 150. Geburtstag. Berend, die in eine jüdische Fabrikantenfamilie geboren wurde, gilt als eine prägende Stimme der Weimarer Republik. Ihr bekanntestes Werk, „Frau Hempels Tochter“, erschienen 1913, thematisiert das Leben des Berliner Kleinbürgertums und zeigt ihren charakteristischen Humor.

Geboren am 30. Juni 1875 in Berlin, begann Berend ihre Karriere als Journalistin und schrieb für das Berliner Tageblatt. Ihr literarischer Durchbruch kam 1912 mit „Die Reise des Herrn Sebastian Wenzel“. Ihre Werke, darunter auch „Die Bräutigame der Babette Bomberling“ und „Spreemann & Co“, verkauften sich häufig über 100.000 Mal. Im Laufe ihrer Laufbahn wurde Berend für ihren Witz und die warme, realistische Darstellung des Lebens kleiner Leute in Berlin anerkannt.

Verfolgung und Emigration

Berend wurde aufgrund der Rassegesetze der Nationalsozialisten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt, obwohl sie evangelisch getauft war und später zum Katholizismus konvertierte. Ihre Werke wurden 1933 auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt. In der Folge emigrierte sie 1935 nach Italien, wo sie 1938 verarmt in Florenz starb.

Nach Berends Tod geriet ihr Werk in Vergessenheit, doch in den letzten Jahren wurden einige ihrer Romane neu aufgelegt. Trotz der Widerstände, die sie in ihrem Leben erlebte, wird Berend stilistisch mit Größen wie Kurt Tucholsky und Theodor Fontane verglichen, was die bleibende Relevanz ihres Schaffens unterstreicht. Der Fischer-Verlag publizierte viele ihrer Romane, die sich meist im Berliner Umfeld oder in der Bodenseeregion abspielen.

Auch heute noch, über 80 Jahre nach ihrem Tod, lebt Berends Erbe weiter; in Berlin-Moabit erinnert seit 1999 eine Straße an sie, während in Konstanz das renovierte Schreiberhäusle, ein Ort ihrer Vergangenheit, heute ein Stück ihrer Geschichte bewahrt.