
In Sachsen bleibt der Impfschutz für Kinder hinter den festgelegten Zielen zurück. Der aktuelle Arzneimittelreport der Krankenkasse Barmer zeigt, dass Sachsen die schlechteste Masern-Impfquote aller 16 Bundesländer aufweist. Nur rund 77 Prozent der Zweijährigen in Sachsen hatten im Jahr 2022 den vollständigen Masernimpfschutz. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, ist eine Immunisierungsrate von mindestens 95 Prozent erforderlich, was ein erheblicher Abstand zur Realität ist. Bis zum sechsten Lebensjahr wurde der Masernimpfschutz bei nur knapp 85 Prozent der Kinder erreicht, was besorgniserregend ist.
Die Verantwortung für die Erhebung der Impfquoten liegt beim jugendärztlichen Dienst des Landkreises, da Kinderärzte keine eigenen Statistiken führen. Dr. Markus Rentsch, ein Kinderarzt aus Görlitz, berichtet, dass die Mehrheit der Eltern in seiner Praxis ihre Kinder impfen lässt. Er bietet den Kombinationsimpfstoff gegen Mumps, Masern und Röteln an, wobei zwei Impfungen bis zum zweiten Lebensjahr gesetzlich vorgeschrieben sind. Trotz eines kleinen Anteils von Impfgegnern, der sich im „niedrigen einstelligen Bereich“ bewegt, ist dieser Trend in den letzten Jahren gestiegen.
Impfpflicht und Sorgen um andere Erkrankungen
Dr. Rentsch behandelt keine Patienten, die die gesetzlich vorgeschriebene Impfung verweigern. Er weist darauf hin, dass Masern insbesondere für Säuglinge lebensgefährlich sein können und die Ansteckungsgefahr bei Kontakt mit Infizierten bei 90 bis 95 Prozent liegt. Da Masern äußerlich nicht sofort erkannt werden, ist eine Blutuntersuchung zur Diagnose erforderlich. Zudem äußert Dr. Rentsch seine Bedenken über eine mögliche Rückkehr von Polio, da im Abwasser in verschiedenen deutschen Städten Polio-Viren festgestellt wurden. Derzeit treten Polio-Infektionen vor allem in Ländern wie Afghanistan oder Pakistan auf.
Dr. Christine Tändler, eine Kinderärztin aus Niesky, teilt ähnliche Erfahrungen bezüglich der Impfbereitschaft in ihrer Praxis. Die Mehrheit der Eltern folgt der Impfpflicht, doch es gibt eine kleine, hartnäckige Gruppe von Impfgegnern, die seit der Corona-Pandemie lauter geworden ist und oft schwer zu erreichen ist. Hebammen tragen häufig zur Impfskepsis bei, indem sie mögliche Risiken von Impfungen thematisieren.
Laut dem Arzneimittelreport von BARMER hat Sachsen die niedrigste Masern-Impfquote in Deutschland, rund zehn Prozent unter dem Bundesschnitt. Im Jahr 2022 lag die Impfquote für die Zweijährigen erneut bei lediglich 77 Prozent, während für die Herdenimmunität eine Rate von mindestens 95 Prozent notwendig ist. Seit 2020 ist in Sachsen eine Impfpflicht für Masern in Kraft, während andere empfohlene Impfungen wie Diphtherie, Keuchhusten, Polio und Hepatitis B ohne Impfpflicht Impfquoten zwischen 74 und 78 Prozent erreichen.