
In einer jüngsten Befragung von Migranten in Bremen äußern mehrere Personen ihre Sorgen und Hoffnungen im Kontext der Wahlerfolge der Alternative für Deutschland (AfD). Diese Umfrage fand kurz nach den Bundestagswahlen statt und stellt die unterschiedlichen Perspektiven von Einwanderern dar, die in der Stadt leben.
Ozioma Arinze, 47 Jahre alt und gebürtig aus Nigeria, kam 2001 nach Deutschland. Trotz anfänglichem Heimweh hat sie sich in Bremen eingelebt und arbeitet als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Sie zeigt sich besorgt über die Wahl der AfD durch viele junge Menschen und betont, dass ihre Kinder keinen Bezug zu Nigeria haben, Bremen jedoch ihre Heimat sei.
Persönliche Erfahrungen von Migranten
Juan Trujillo, 53 Jahre alt und aus den USA, lebt seit 2003 in Bremen und arbeitet als Fotograf und Grafiker. Er berichtet von persönlichen Erfahrungen mit Rassismus, äußert jedoch, dass er keine Schwulenfeindlichkeit erlebt hat. Auch er zeigt sich besorgt über das mangelnde Wissen junger Menschen über den Holocaust.
Kimia Khosroshahroody, 35 Jahre alt und aus dem Iran, kam 2017 nach Deutschland und hat inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie erlebt in Bremen keine Diskriminierung, hat jedoch aufgrund ihres Aussehens Angst vor Vorurteilen. Sie arbeitet als Kulturpädagogin und wünscht sich Frieden und Akzeptanz in der Gesellschaft.
Suha Shamu, 55 Jahre alt und aus dem Irak, floh 2000 vor der Gewalt in ihrem Heimatland. Sie fühlte sich in Deutschland zunächst sicher und verbrachte viel Zeit mit Deutschkursen. Ihr begegnete lediglich einmal Diskriminierung, für die sie Verständnis zeigt.
Marc Heesch-Abu, 40 Jahre alt und mit nigerianischen Wurzeln, schildert das Gefühl, dass Menschen ihm nach den Wahlen nicht mehr in die Augen schauen. Er äußert Besorgnis über die steigende Feindseligkeit und Generalisierungen seitens der Gesellschaft.
Günter Tuncel, 36 Jahre alt und Trainer beim SV Hemelingen, sieht den Wahlerfolg der AfD als ein Problem für Migranten. Seiner Meinung nach führt die Politik der AfD zu einer Diskriminierung durch pauschale Urteile. Er merkt an, dass viele Migranten die AfD aus Unzufriedenheit mit der derzeitigen Politik unterstützen.
Elif Zengin, 30 Jahre alt und türkischer Abstammung, arbeitet als Dramaturgin am Theater Bremen. Sie äußert Enttäuschung über das Wahlergebnis und spürt eine Mischung aus Frustration, Wut und Hoffnung, fühlt sich aber nicht mehr langfristig in Deutschland verankert.
Auch Elias Gyungseok Han, 42 Jahre alt und Sänger am Theater Bremen, beobachtet, dass neue gesellschaftliche Grenzen entstehen. Er stellt sich die Frage, ob er in Deutschland Teil der Gesellschaft bleiben kann oder möchte.
Parallel zu diesen individuellen Berichten stellt eine Forschungsarbeit von Pia Schilling und Prof. Steven Stillman, veröffentlicht in Labour Economics, den Zusammenhang zwischen der Haltung der Aufnahmegesellschaft gegenüber Zuwanderung und der Integration von Flüchtlingen dar. Diese Studie untersucht, wie der hohe Zuspruch zur AfD in deutschen Gemeinden zwischen 2015 und 2016 die soziale Integration von Geflüchteten negativ beeinflusste, indem Flüchtlinge eher unter rechtsextremen Angriffen litten und positive Interaktionen zwischen Neuankömmlingen und Einheimischen seltener wurden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die kommunalen Wahlergebnisse der AfD einen signifikanten Einfluss auf die soziale Integration von Migranten haben können, wie [unibzmagazine.it](https://www.unibzmagazine.it/de/magazine/article/studie-wie-afd-stimmen-auf-integrationserfolge-wirken) berichtet.
Die Studie zeigt auch, dass Gemeinden mit starker Unterstützung liberaler Einwanderungspolitik eine bessere soziale Integration aufweisen. In Anbetracht von über 1,22 Millionen Asylanträgen in Deutschland seit 2015 und der Tatsache, dass anerkannte Geflüchtete nicht mehr frei wählen können, wo sie leben, wird deutlich, dass die Zuweisung eine entscheidende Rolle spielt. Ein kausaler Einfluss der Einstellung gegenüber Neuankömmlingen auf deren Integration konnte festgestellt werden.