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KI in Südkorea: Medien teilen sich in Fortschrittsoptimisten und Kritiker

Eine aktuelle Studie in der Social Science Computer Review hat die unterschiedliche Berichterstattung über Künstliche Intelligenz (KI) in konservativen und progressiven Zeitungen Südkoreas untersucht. Diese Forschung wurde aufgrund des steigenden öffentlichen und politischen Interesses an KI-Technologie initiiert. Die Analyse zeigt, dass konservative Medien die Vorteile und Fortschritte von KI betonen, während progressive Medien häufig ethische Bedenken und Risiken hervorheben.

Südkorea, als global führender Akteur in technologischer Innovation, zeichnet sich durch eine politisch polarisierte Medienlandschaft aus. Um zu verstehen, wie medienpolitische Ausrichtungen die Berichterstattung über KI-Themen beeinflussen, analysierte Mikyung Chang von der Korea University Artikel aus zwei prominenten Zeitungen: Chosun Ilbo (konservativ) und Hankyoreh (progressiv). Von 684 ursprünglich untersuchten Artikeln, die sich vom 30. November 2022 bis zum 30. Juni 2023 mit KI-Themen wie ChatGPT und generativer KI beschäftigten, blieben 584 Artikel für die detaillierte Analyse übrig.

Unterschiedliche Berichterstattung über KI

Die Analyse der Artikel offenbarte einen klaren Unterschied in der Berichterstattung: Konservative Medien verwendeten überwiegend den „Entwicklungsrahmen“, während progressive Medien den „Krisenrahmen“ präferierten. Konservative Artikel hoben hervor, wie KI zur Förderung von wirtschaftlichem Wachstum, Produktivitätssteigerung und Verbesserungen im Gesundheits- und Bildungswesen beiträgt. Im Gegensatz dazu thematisierten progressive Artikel die Herausforderungen, wie Datenschutzrisiken, Arbeitsplatzverlust und die Gefahren von Fehlinformationen.

Die Studie unterstreicht, dass solche Rahmenbedingungen die Wahrnehmung von KI in der Bevölkerung beeinflussen und tieferliegende gesellschaftliche sowie ideologische Prioritäten widerspiegeln. Laut der Untersuchung könnten ähnliche Muster auch in anderen technologisch fortgeschrittenen Ländern zu beobachten sein, was einige Parallelen zu einer US-Studie aus 2023 aufzeigt, die ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Medienausrichtung und Einstellungen gegenüber KI feststellte.

Parallel zu dieser Diskussion über die Medienberichterstattung hat sich in Südkorea eine aktive Debatte über die Regulierung von KI entwickelt. Dies wird durch den globalen Anstieg des Bewusstseins für die Notwendigkeit, KI-Risiken zu regulieren, unterstützt. Koreanische Zivilgesellschaftsorganisationen setzen sich für eine angemessene Regulierung ein, lehnen jedoch den derzeitigen Regierungsentwurf ab, der als unzureichend angesehen wird.

Regulierungsbedarf in der KI-Branche

In Südkorea sind KI-Dienste, wie z.B. Chatbots und Rekrutierungsalgorithmen, weit verbreitet. Allerdings bestehen erhebliche Bedenken hinsichtlich Datenschutzverletzungen, diskriminierender Entscheidungen und der potenziellen Gefährdung der Demokratie. Für besonderes Aufsehen sorgten verschiedene umstrittene KI-Fälle, darunter der Lee Luda-Chatbot, der wegen Hassrede kritisiert wurde, sowie der unautorisierte Austausch von Gesichtserkennungsdaten durch Ministerien.

Die bestehenden Gesetze, wie das Gesetz zum Schutz persönlicher Informationen (PIPA), sind nicht umfassend genug, um die vielfältigen Risiken zu adressieren, die mit der Anwendung von KI verbunden sind. Während die Regierung die Entwicklung der KI-Industrie fördert, betonen Zivilgesellschaftsorganisationen die Notwendigkeit, menschliche Rechte und Sicherheit in den Vordergrund zu stellen. So wurde unter anderem ein Vorschlag für ein nationales Überwachungssystem sowie für Transparenz- und Risikoassessments erarbeitet.

Die Zivilgesellschaft plant, im Rahmen der anstehenden Wahlen im April 2024 ihre eigenen Vorschläge zur KI-Regulierung dem Nationalversammlung vorzulegen.