Paderborn

Max Czollek beleuchtet die Schatten der deutschen Erinnerungskultur!

Der Autor Max Czollek wird am Mittwoch, den 19. März um 19 Uhr im Kreismuseum Wewelsburg eine Lesung aus seinem Buch „Versöhnungstheater“ veranstalten. Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt und widmet sich der kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Erinnerungskultur. Laut den Informationen des Kreises Paderborn ist Czollek für seine Werke „Desintegriert Euch!“ und „Gegenwartsbewältigung“ bekannt und beleuchtet in „Versöhnungstheater“ die Selbstinszenierung Deutschlands als geläuterte Nation.

Besonders thematisiert Czollek symbolische Gesten der Vergangenheit, wie den Warschauer Kniefall und das Holocaust-Mahnmal, und zieht einen Kontrast zu aktuellen Entwicklungen in der deutschen Politik, einschließlich der Wiedererrichtung des Berliner Stadtschlosses und der so genannten „Zeitenwende“. Mit dieser Veranstaltung möchte Czollek die schonungslose Hinterfragung von Erinnerungen und deren Darstellung im heutigen Deutschland anstoßen.

Vertiefte Diskussion zur Erinnerungskultur

Die Thematik der Versöhnung und Erinnerung wird auch in anderen Kontexten behandelt. So berichtet die Bundeszentrale für politische Bildung über eine Diskussion, die im Januar 2021 im Maxim Gorki Theater stattfand, während die Feierlichkeiten zu 1.700 Jahren jüdisches Leben in Deutschland begannen. Hierbei wurde der Begriff „Gedächtnistheater“ erwähnt, der auf die Instrumentalisierung jüdischen Lebens für ein positives Selbstbild Deutschlands hinweist.

In einem Interview kritisierte Max Czollek die Erwartung, dass jede Kritik an der Erinnerungskultur Lösungsansätze haben muss. Dies geschah im Rahmen einer breiteren Diskussion über die Gleichsetzung von Erinnerung und Versöhnung, in der er darauf hinweist, dass die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte durch symbolische Gesten eine Selbstinszenierung Deutschland als geläutert fördern kann. Czollek weist darauf hin, dass die Vorstellung, die Aufarbeitung der Geschichte müsse automatisch zu Versöhnung führen, irreführend sei und dass die Realität der von Gewalt betroffenen Minderheiten oft nicht berücksichtigt wird.

Die kritischen Perspektiven, die Czollek während seiner Lesung in Wewelsburg ansprechen wird, sind somit nicht nur lokal von Bedeutung, sondern auch Teil eines größeren Diskurses über die Herausforderungen der deutschen Erinnerungskultur, wie sie auch von der Bundeszentrale für politische Bildung thematisiert werden.