Europa

Borodyanka: Die schreckliche Wahrheit hinter den Trümmern der Zerstörung

Borodyanka, Ukraine – Inmitten der Trümmer und des Schmerzes, der die Stadt Borodyanka heimsucht, bleibt die Hoffnung auf Wiederaufbau ein schmerzhafter Prozess. Hier, wo einst das Leben blühte, sind die Narben des Krieges tief und die Erinnerungen an die Schrecken der russischen Bombardierungen noch frisch. Die Stadt, nur 40 Kilometer nordwestlich von Kiew gelegen, wurde am 1. März 2022 von einer verheerenden 500-Kilogramm-Bombe getroffen, die das Zuhause von Mariya Vasylenko und vielen anderen in Schutt und Asche legte.

Die 80-jährige Vasylenko, die sich mit ihren Nachbarn in einem eiskalten Keller versteckte, erlebte die Hölle, als die Bomben fielen. „Hast du jemals die Hölle gesehen? So war es“, erinnert sie sich, während sie die schrecklichen Erinnerungen mit Al Jazeera teilt. In diesem Chaos verlor sie ihre Tochter Olena und ihren Schwiegersohn Serhiy, deren Körper im überfluteten Keller zurückblieben, während sie selbst mit ihren Enkeln in Sicherheit gebracht wurde.

Die Schrecken des Krieges

Die Zerstörung in Borodyanka war nicht nur physisch. Über 300 Zivilisten wurden getötet, und die Stadt wurde zum Ziel russischer Angriffe, obwohl sie nie militärische Einrichtungen oder Waffenproduktionsstätten beherbergte. Amnesty International bezeichnete die Bombardierungen als „disproportional und willkürlich“ und stellte fest, dass sie Kriegsverbrechen darstellen. Die russischen Soldaten schossen ohne Vorwarnung auf Zivilisten und plünderten Geschäfte und Wohnungen, während sie die Stadt terrorisierten.

„Ich wollte lieber zu Hause bleiben und hungern“, sagt der 69-jährige Volodymyr Robovyk, der die Schrecken hautnah erlebte. Viele der Eingeschlossenen, darunter auch Kinder, wurden lebendig begraben oder starben an Hunger und Kälte. Nur eine Frau schaffte es, eine Familie von acht Personen zu retten, indem sie nachts heimlich Essen und Wasser in einen kleinen Spalt brachte.

Langsame Wiederherstellung

Die Wiederaufbauarbeiten in Borodyanka sind schleppend. Während einige Gebäude bereits restauriert wurden, liegen viele andere noch in Trümmern. „Sie haben dieses Loch gegraben und tun nichts“, sagt Robovyk und zeigt auf eine Baustelle, die seit Monaten stillsteht. Ein Schild an einem der Gebäude kündigt den Abschluss der Renovierungsarbeiten für Dezember 2024 an, doch die Realität sieht anders aus. Vasylenkos ehemaliges Zuhause ist noch immer von Gerüsten umgeben, während die Arbeiten nur langsam vorankommen.

Die Gründe für die Verzögerungen sind vielfältig. Korruption innerhalb der ukrainischen Verwaltung und die Absetzung von Oleksander Sakharuk, dem gewählten Gemeindevorsteher, haben den Wiederaufbau behindert. „Wenn er arbeiten kann, geht es voran. Wenn sie ihn wieder feuern, steht alles still“, erklärt ein Kriegs Veteran, Vitalii Sydorenko. Trotz der Rückschläge gibt es Hoffnung, dass die Stadt eines Tages wieder aufblühen kann.

Doch der Schmerz bleibt. Vasylenko kann es nicht ertragen, ihrer 12-jährigen Enkelin Milena von den tragischen Verlusten zu erzählen. „Sie lächelt nicht mehr“, sagt sie traurig, während sie auf einer Bank neben einem Gemeindezentrum sitzt. Die Narben des Krieges sind nicht nur physisch, sondern auch emotional – und die Wunden heilen nur langsam.