Main-Kinzig-Kreis

Erinnerung an die Vergangenheit: Ausstellung #StolenMemory in Gelnhausen

Die Wanderausstellung #StolenMemory der Arolsen Archives thematisiert die Schicksale von Menschen, die in Konzentrationslagern inhaftiert und getötet wurden. Derzeit ist die Ausstellung vor dem Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen zu sehen. Die Arolsen Archives bewahren persönliche Gegenstände von rund 2.000 ehemaligen KZ-Häftlingen auf, darunter Eheringe, Uhren, Füller und Brieftaschen. Die Kampagne #StolenMemory hat zum Ziel, die Erinnerungsstücke an die Familien der Opfer zurückzugeben; über 900 Familien wurden bereits gefunden.

Die Ausstellung ist in zwei Hauptbereiche gegliedert: „Gefunden“ zeigt bereits zurückgegebene Gegenstände sowie deren Geschichten, während „Gesucht“ Gegenstände präsentiert, die noch auf Rückgabe warten. QR-Codes in der Ausstellung ermöglichen den Zugriff auf Videoportraits von Angehörigen der ehemaligen Häftlinge. Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, hebt die Bedeutung der Rückgabe persönlicher Gegenstände für die Angehörigen hervor. Die Ausstellung ist bis zum 3. April 2023 täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Begleitend zur Ausstellung gibt es die Website stolenmemory.org, die animierte Filme und pädagogisches Material bereitstellt, das kostenlos heruntergeladen werden kann.

Historischer Hintergrund und Bedeutung

Die persönlichen Gegenstände, auch Effekten genannt, gehören NS-Verfolgten aus über 30 Ländern, hauptsächlich aus Polen, Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion. Die meisten stammen aus dem KZ Neuengamme in Hamburg, einige auch aus dem KZ Dachau. Für die Familien der NS-Opfer sind diese Gegenstände von unschätzbarem Wert und stellen oft die letzte Verbindung zu den Opfern dar. Informationen über den Tod der NS-Opfer sind häufig unklar, was die Rückgabe der Gegenstände zusätzlich wichtig macht. Auch für Angehörige von Überlebenden sind die Gegenstände von Bedeutung, insbesondere wenn diese nicht über ihre KZ-Erfahrungen sprechen konnten oder wollten.

Die Kampagne #StolenMemory zielt darauf ab, möglichst viele dieser geraubten Erinnerungsstücke zurückzugeben. Die Arolsen Archives laden Freiwillige ein, bei der Suche nach den Familien zu helfen. Diese aktive Suche wird durch Social Media und die Online-Stellung von Archivbeständen unterstützt. Freiwillige aus verschiedenen Ländern, darunter Polen, die Niederlande, Neuseeland, Frankreich und Spanien, engagieren sich bei der Suche, teils mit Tipps oder durch Suchen vor Ort. Die Arolsen Archives haben zudem verschiedene Ausstellungsformate entwickelt, um die Biographien der Verfolgten und die Geschichten der Rückgaben zu präsentieren. Dies umfasst Wanderausstellungen im Überseecontainer, Ready-to-Print Ausstellungen sowie Online-Ausstellungen.

Die Ausstellung #StolenMemory war bereits in vielen europäischen Städten wie Paris, Warschau, Moskau, Barcelona und Venedig zu sehen. Zudem gibt es Bildungsmaterialien, um #StolenMemory in den Schulunterricht und die internationale Jugendarbeit zu integrieren.