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Der schleichende Maskenball: Kinder und Inhaftierte – Ein unerhörtes Schicksal!

In Deutschland sind etwa 100.000 Kinder von der Inhaftierung eines Elternteils betroffen. Der Kontakt zwischen den inhaftierten Eltern und ihren Kindern ist häufig stark eingeschränkt, was zu emotionalen Belastungen für die betroffenen Familien führt. Die Besuchszeiten variieren stark zwischen den Justizvollzugsanstalten, während einige wöchentliche Besuche ermöglichen, beschränkt sich der Kontakt in anderen Fällen auf nur eine Stunde pro Monat. Dies berichtet TV Movie.

Sascha K. sitzt derzeit in der JVA Meppen wegen Urkundenfälschung und Fahren ohne Führerschein. Er hat den Wunsch, am Familientag der JVA Meppen teilzunehmen, um seine Frau und seine zwei Söhne zu sehen. Ein weiterer Insasse, Nico S., sieht seine elf Monate alte Tochter nur sporadisch und leidet zunehmend unter dem verpassten Kontakt. Ramona M. ist in der Frauen-JVA Vechta inhaftiert und erblickte ihr viertes Kind während ihrer Haftzeit. In Deutschland existieren neun Mutter-Kind-Abteilungen in Justizvollzugsanstalten, die darauf abzielen, die Bindung zwischen Müttern und ihren Kindern zu fördern, wie TV Movie berichtet.

Folgen für die Kinder und Maßnahmen des Europarats

Die Auswirkungen der Inhaftierung eines Elternteils auf Kinder sind gravierend. Laut Schätzungen gibt es in der EU nahezu eine Million Kinder, die jährlich von der Inhaftierung eines Elternteils betroffen sind. Zwei Drittel dieser Kinder zeigen eine schlechtere seelische Verfassung im Vergleich zu Altersgenossen. Der Europarat hat bereits 2018 eine Veränderung der Situation gefordert und familiensensible Vollzugsmodelle in den Mitgliedstaaten empfohlen, wie Deutschlandfunk berichtet.

Die Inhaftierung eines Elternteils führt nicht nur zu emotionalen, sondern auch zu finanziellen Schwierigkeiten und sozialer Isolation der Familien. Regelmäßiger Kontakt zu inhaftierten Eltern ist entscheidend für das Wohlbefinden der Kinder. Die UN-Kinderrechtskonvention betont ebenfalls die Rechte von Kindern, auch in Bezug auf inhaftierte Eltern. Um den Empfehlungen des Europarats nachzukommen, haben die Justizministerien in Deutschland 2019 eine bundesweite Umsetzung beschlossen. Im Jahr 2023 haben sechs Bundesländer begonnen, diese Empfehlungen aktiv umzusetzen.

In Nordrhein-Westfalen wird ein Modellprojekt initiiert, um Kindern in Haft befindlicher Eltern Unterstützung zukommen zu lassen. Die JVA Bielefeld-Brackwede hat seit 2007 Väter-Kind-Gruppen und Familientreffen ins Leben gerufen. Zu den Empfehlungen des Europarats zählen unter anderem häufige Besuche und altersgerechte Informationen für die Kinder. Justizvollzugsanstalten sind aufgefordert, flexible Besuchszeiten sowie Kommunikationsmöglichkeiten wie Telefon- und Videoanrufe anzubieten. Ein familiensensibler Strafvollzug kann potenziell die Wiedereingliederung von Straftätern fördern und das Risiko senken, dass Kinder selbst straffällig werden.