
Im Ostalbkreis besteht ein akuter Mangel an Hebammen, was sowohl Schwangere als auch die zugrunde liegende Infrastruktur vor erhebliche Herausforderungen stellt. Wie Schwäbische Post berichtet, haben Frauen im Ostalbkreis, insbesondere in ländlichen Regionen, Schwierigkeiten, eine Hebamme zu finden. Sabine Windmüller, Sprecherin der Hebammen im Ostalbkreis und Leiterin des Gmünder Geburtshauses, erläutert, dass es lange Wartelisten gibt und nicht alle Frauen in das Geburtshaus aufgenommen werden können. Während die Versorgung in den Städten Gmünd, Aalen und Heidenheim als gut gilt, müssen werdende Mütter im ländlichen Raum oft zahlreiche Hebammen kontaktieren, um eine geeignete Betreuung zu erhalten.
Die Situation wird durch hohe finanzielle Hürden verschärft. Die Zeit, die Hebammen für Fahrten zu ihren Klientinnen aufwenden, wird nicht von den Krankenkassen erstattet. Windmüller rät Frauen, sich möglichst frühzeitig um eine Hebamme zu kümmern, idealerweise bereits beim positiven Schwangerschaftstest. Eine Liste mit etwa 80 Hebammen ist verfügbar, wobei viele von ihnen in Teilzeit arbeiten. Bei Schwierigkeiten können Schwangere direkten Kontakt zu Windmüller aufnehmen. Neben der Geburtsvorbereitung unterstützen die Hebammen auch im Wochenbett und bei stillrelevanten Fragen.
Herausforderungen im Hebammenberuf
Die Notwendigkeit eines Duales Studiums, das seit 2020 eingeführt wurde, hat den Beruf der Hebamme für junge Menschen wieder attraktiver gemacht. Dennoch stellt die Finanzierung der Berufshaftpflichtversicherung eine erhebliche Hürde dar, die Windmüller durch die Einführung eines staatlichen Fonds zur Unterstützung im Schadensfall angehen möchte. Zudem kritisiert sie das geringe Interesse der Politik an den Anliegen der Hebammen.
Das ungünstige Bild der Hebammenversorgung wird nicht nur im Ostalbkreis deutlich. In Deutschland werden jährlich rund 700.000 Babys geboren, wobei die geburtshilfliche Versorgung zunehmend unter Druck steht. Laut PVS Einblick ist die Eins-zu-eins-Betreuung der Frauen während der Geburt eine Herausforderung, da viele Hebammen gleichzeitig für mehrere Frauen zuständig sind. Dies steht im Gegensatz zu dem gewünschten Betreuungsstandard, der eine individuelle Begleitung vorsehen würde.
Die Schließung von Geburtskliniken in strukturschwachen Regionen führt dazu, dass Frauen oft lange Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen. Der Deutsche Hebammenverband fordert daher ein Ende dieser Schließungen, um die medizinische Infrastruktur zu stabilisieren. Trotz der hohen Nachfrage nach Studienplätzen für angehende Hebammen leidet der Sektor unter einem Mangel an Fachkräften. Dies wird durch die Arbeitsbedingungen, die viele Hebammen an die Belastungsgrenze bringen, weiter verschärft.