
Orwa Eyade, ein Syrer, der vor 13 Jahren mit seiner Frau das Land verlassen hat, unternahm im Februar 2025 seine erste Reise zurück nach Syrien. Seit zehn Jahren lebt das Paar in Braunschweig, Deutschland, und hat mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft sowie zwei kleine Kinder. Aufgrund der langen und unsicheren Lage konnten sie bisher nicht in ihr Heimatland zurückkehren.
Mit dem Sturz des Assad-Regimes wurde im Februar 2025 ein Urlaub in Syrien wieder möglich. Eyade war bei seiner Rückkehr aufgeregt und gespannt, da er nicht wusste, wie sich sein Heimatland verändert hat. Viele seiner Freunde leben aufgrund des Krieges nicht mehr in Syrien. Er vermisste seine Familie, sein Zuhause und die Möglichkeit, seine Sprache frei zu sprechen. Seine Rückkehr beschreibt er als Freiheit, nicht mehr im Exil leben zu müssen. Am Flughafen traf er seine Eltern, was ihn sehr emotional berührte. Sein altes Zuhause konnte er aber nicht besuchen, da es durch den Krieg zerstört wurde.
Erfahrungen und Eindrücke aus Damaskus
In Damaskus nahm Eyade die überraschend intakten Gebäude wahr, auch wenn die Infrastruktur stark leidet. Er bemerkte, dass es keine Polizei auf den Straßen gibt, was zu chaotischen Verhältnissen führt. Besonders berührend war für ihn der Besuch eines Cafés, in dem er einst seine Frau kennengelernt hatte. Während seines Fluges nach Damaskus waren 23 Ärzte an Bord, was ihn ebenfalls beeindruckte.
Als Dozent an der Universität Hildesheim äußerte Eyade auch seine Gedanken zur Diskussion über syrische Fachkräfte in Deutschland. Er empfindet es als traurig, dass Syrer oft nur auf ihre Arbeitskräfte reduziert werden, und sieht Deutschland als seine Heimat an. In der mentalen Auseinandersetzung mit seiner Rückkehr stellt er fest, dass er nicht einfach in sein ehemaliges Leben zurückkehren kann. Zudem hat er zwei kleine Kinder, die Syrien nicht kennen und benötigt Stabilität für seine Familie. Eyade ist der Überzeugung, dass es Zeit und internationale Hilfe braucht, um Syrien zu stabilisieren. Nach einer Woche in seinem Heimatland vermisste er Deutschland und empfindet eine Verbindung zu beiden Ländern.
Die ungewisse Situation in Syrien spiegelt sich auch in der bundesdeutschen Politik wider. Seit dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 haben Diskussionen über die Rückführung von rund einer Million Syrern in Deutschland begonnen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser stellte einen Plan vor, der unter anderem sieht, dass Schutzgewährungen überprüft und möglicherweise aufgehoben werden, wenn sich die Lage in Syrien stabilisiert. Es wird auch über Unterstützung für freiwillige Rückkehrer gesprochen, während Straftäter und islamistische Personen schnell abgeschoben werden sollen.
Die derzeitige Lage in Syrien bleibt kritischer Natur: 90 Prozent der Bevölkerung leben in Armut und Millionen sind vom Hunger bedroht. Trotz der politischen Veränderungen zeigt sich die syrische Community in Deutschland enttäuscht über die aktuelle Rückkehrdebatte und fordert politische Gespräche, um Maßnahmen zu finden, die den individuellen Lebensrealitäten der Syrer gerecht werden. Laut UN könnten im ersten Halbjahr 2025 bis zu eine Million Syrer in ihr Land zurückkehren, jedoch wird von einer Rückkehr aufgrund der bestehenden Sicherheitslage abgeraten.