
Berlin hat im November 2023 den 35. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert. Zu den Feierlichkeiten waren zahlreiche Dissidenten und Freiheitskämpfer aus verschiedenen Ländern angereist, darunter Redner wie Swetlana Tichanowskaja aus Belarus, Masih Alinejad aus dem Iran und Leopoldo Lopez aus Venezuela. Diese Persönlichkeiten hoben die Symbolik Berlins für Freiheit und Demokratie hervor. In den letzten 80 Jahren hat sich die deutsche Hauptstadt als bona fide „Stadt der Freiheit“ etabliert, die international als Leuchtturm für den Freiheitswillen wahrgenommen wird.
Besondere historische Momente, wie die Rede von Ernst Reuter, der Aufstand von 1953 sowie John F. Kennedys berühmte Ansprache, unterstreichen dieses Erbe. Angesichts neuer Herausforderungen für die Freiheit in Europa, wie dem Einfluss von Tech-Oligarchen und autoritären Regierungen, vor allem im Kontext des Ukrainekriegs, bleibt Berlin gefordert, als politisches Zentrum in einem freien Europa zu agieren. Dennoch wird betont, dass wirtschaftliche Stärke eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung demokratischer Werte spielt.
Wirtschaftliche Perspektiven und Herausforderungen
Die Berliner Wirtschaft zieht zunehmend politisch Verfolgte aus Ländern wie China, Iran und Syrien an. Der Konflikt in der Ukraine hat ebenfalls zur Zuwanderung ukrainischer IT-Entwickler sowie russischer und belarussischer Fachkräfte geführt. Im Rahmen der Initiative „Berlin 2030“ sollen Lösungen für die spezifischen Herausforderungen der Stadt erarbeitet werden, wobei der Fokus auf wissensbasierten Branchen liegt. Insbesondere die Gesundheitswirtschaft und die Biotechnologie rücken in den Mittelpunkt, wie die geplante Zusammenarbeit zwischen Bayer und Charité zur Schaffung eines Gen- und Zelltherapiezentrums zeigt.
Die Digitalisierung ist ein weiteres Schlüsselthema, da die Berliner Digitalwirtschaft inzwischen ein führendes Ökosystem in Europa darstellt. Um weiterhin als Anziehungspunkt für Talente aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zu fungieren, ist eine verbesserte digitale Infrastruktur sowie ein ausreichendes Wohnungsangebot unerlässlich. Berlin verzeichnet die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben im Kulturbereich in Deutschland, was zudem die starke Wissenschaftslandschaft der Stadt reflektiert und zahlreiche Studierende, Wissenschaftler und Unternehmen anzieht. Technologische Umbrüche erfordern eine enge Zusammenarbeit mit europäischen Partnern.
Die Herausforderungen im internationalen Kontext sind jedoch erheblich. In der Ukraine verteidigen die Bürger seit über einem Jahr ihre Freiheit gegen den russischen Angriff, während im Sudan ein Machtkampf zwischen zwei Generälen die demokratischen Hoffnungen des Landes gefährdet. Auch in der Türkei wird nach der Wiederwahl Erdoğans eine weitere Autokratisierung befürchtet. Der kürzlich von Freedom House veröffentlichte Bericht zum globalen Stand der Freiheit zeigt, dass die Freiheit weltweit im siebzehnten Jahr in Folge abgenommen hat, wobei die Kluft zwischen Ländern mit verbesserter und verschlechterter Freiheit so klein ist wie nie zuvor.
Diese ernüchternden Entwicklungen machen deutlich, dass die Verteidigung demokratischer Werte nicht nur eine lokale, sondern auch eine globale Herausforderung darstellt. Generell leben 72 Prozent der Weltbevölkerung mittlerweile in einer Autokratie, was den Druck auf demokratische Strukturen in Ländern wie Deutschland erhöht. Deutschland belegt im „Liberal Democracy Index“ den 12. Platz, während autoritäre Regime immer mehr an Einfluss gewinnen.