
Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer Aachen, hat die Dringlichkeit einer intensiveren Berufsorientierung in Schulen hervorgehoben. In einer aktuellen Stellungnahme forderte die Handwerkskammer Aachen die Einführung von mehr verpflichtenden Praktika während der Schulzeit, um die berufliche Orientierung für Schüler zu verbessern. Darüber hinaus wird ein Vorschlag zur Einführung einer Praktikumsprämie für freiwillige Ferienpraktika gemacht, ähnlich den Regelungen in Thüringen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. In diesen Bundesländern erhalten Schülerinnen und Schüler eine staatliche Unterstützung von 120 Euro pro Woche für ihre Praktika.
Das Ziel dieser Maßnahmen ist es, Jugendlichen eine konkreter Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft zu vermitteln und den tatsächlichen Arbeitsalltag hautnah zu erleben. Praktika können den jungen Menschen helfen, ihre Interessen und Stärken besser einzuschätzen und somit ihre Chancen bei Ausbildungsbetrieben zu erhöhen. Ein weiterer Punkt, den die Handwerkskammer ansprach, ist der niedrige Frauenanteil unter den Auszubildenden im Kammerbezirk, der derzeit bei etwa 15 Prozent liegt. Um mehr Mädchen für das Handwerk zu begeistern, wird darauf hingewiesen, dass viele Berufe durch technische Entwicklungen weniger körperlich anstrengend sind.
Girls‘ Day und Boys‘ Day zur Förderung von Geschlechtervielfalt
Anlässlich des Girls‘ Day und Boys‘ Day öffnete die Handwerkskammer Aachen drei Bildungszentren, um Jugendlichen einen Einblick in handwerkliche Ausbildungsberufe zu geben. Der Girls‘ Day hat sich als eine wertvolle Initiative etabliert, die es Mädchen ermöglicht, Berufe kennenzulernen, in denen typischerweise Männer vertreten sind. Ziel ist es, Mädchen zu ermutigen, auch „typisch männliche“ Berufe zu wählen. Die Initiative ist besonders wichtig, da Bereiche wie Naturwissenschaften, Informatik und Handwerk oft von Geschlechterklischees geprägt sind.
In diesen Berufsfeldern wird zudem häufig das Talent aufgrund gesellschaftlicher und sozialer Einflüsse unterschiedlich bewertet. Während typische Männerberufe wie Feuerwehrmann oder Kfz-Mechatroniker in den Fokus gerückt werden, sind Frauen in Berufen wie Erzieherinnen und Medizinischen Fachangestellten überrepräsentiert. Diese Klischees und die damit verbundenen finanziellen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern werden durch Initiativen wie den Girls‘ Day, der seit über 20 Jahren besteht, angegangen. Er bietet jungen Frauen die Möglichkeit, sich in einem geschützten Raum auszuprobieren und ihre beruflichen Perspektiven zu erweitern, wie auch [ausbildung.de](https://www.ausbildung.de/berufe/themen/girls-day-berufe/) berichtet.