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PFAS-Krise in Baden-Württemberg: Ein unsichtbarer Umweltalptraum!

In einer umfassenden Untersuchung an der Universität Stuttgart, in der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung (Vegas), wurde die Bewegung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) durch verschiedene Bodenschichten analysiert. PFAS, bekannt als „Ewigkeitschemikalien“, sind künstliche Stoffe, die in der Natur nicht vorkommen und schwer abbaubar sind. Diese Chemikalien finden unter anderem Verwendung in Outdoorjacken, Pestiziden, Teflonpfannen und Löschschaum. Ihre Umweltproblematik ist gravierend, da sie sich in der Natur anreichern und gesundheitliche Risiken bergen, was auch die Trinkbarkeit von Wasser gefährdet, wie zahlreiche Berichte zeigen.

Die Untersuchungsergebnisse zeigten alarmierende Werte: In Wasserproben wurden bis zu 10 Mikrogramm PFAS pro Liter festgestellt, was das Hundertfache der künftigen Trinkwasserobergrenze in Deutschland überschreitet. Der Ursprung der Kontamination wird hauptsächlich in der Landwirtschaft gesehen, insbesondere durch die Verbreitung von PFAS-belasteten Papierschlämmen als Dünger. Aktuell sind rund 1100 Hektar Fläche rund um Rastatt von PFAS betroffen, was diesen Vorfall zu einem der größten PFAS-Umweltschäden in Deutschland macht.

Forschungsprojekt und Lösungsansätze

Im Rahmen des Forschungsprojektes „PFClean“ wird versucht, PFAS im Erdreich mittels Aktivkohle zu immobilisieren. Dieses Projekt wird mit 3 Millionen Euro gefördert. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die PFAS-Konzentrationen innerhalb weniger Monate um über 90 Prozent unterhalb der Filterschicht zurückgehen. Für eine langfristige Lösung werden Technologien zur Zerstörung von PFAS erforscht, beispielsweise durch thermische Desorption. Politisch wird das Thema ebenfalls behandelt, da ein EU-Verfahren zur Beschränkung von PFAS in den Startlöchern steht, jedoch die Fortschritte aufgrund der starken Lobby der PFAS-Industrie langsamer als gewünscht verlaufen.

Zusätzlich wird auf die bundesweiten Herausforderungen hingewiesen. In Deutschland reichern sich PFAS nicht nur im Boden, sondern auch in Wildschweinlebern an, was das Bundesumweltministerium veranlasst hat, vom Verzehr von Wildschweinleber abzuraten. Die Notwendigkeit für strengere Regulierungen und systematische Untersuchungen wird nachdrücklich gefordert. Um dem Problem der PFAS-Belastung in Böden und deren Eintrag in Trinkwasser und Lebensmittel entgegenzuwirken, wird ein effektives Monitoring-Programm vorgeschlagen.

Experten betonen, dass der Handlungsbedarf auf europäischer Ebene immens ist, um eine einheitliche Regulierung und Maßnahmen zur Bekämpfung der PFAS-Problematik sicherzustellen. Dazu gehören unter anderem die Harmonisierung von Grenzwerten und die Entwicklung besserer Überwachungssysteme. Internationale Beispiele zeigen, dass man gezielte Aktionspläne benötigt, um die Emissionen zu reduzieren und die Trinkwasserqualität zu verbessern, so auch in Frankreich und Österreich.

Durch diese vielschichtige Problematik wird deutlich, dass die PFAS-Belastungen nicht nur ein lokales, sondern ein ernsthaftes globales Umweltproblem darstellen, das koordinierte Anstrengungen erfordert, um nachhaltige Lösungen zu finden.