Gesundheit

Mangelernährung im Krankenhaus: Tödliche Gefahr für Patienten!

In deutschen Krankenhäusern sterben jährlich schätzungsweise 200.000 Patienten aufgrund von Mangelernährung. Eine aktuelle Analyse legt nahe, dass 55.000 dieser Todesfälle durch ein effektiveres Ernährungsmanagement hätten verhindert werden können. Dies zeigt, dass bis zu 30% der Klinikpatienten schlecht ernährt sind, was sich nachteilig auf ihre Prognosen auswirkt. Mangelernährung äußert sich typischerweise in ungewolltem Gewichtsverlust und einem Rückgang der Muskelmasse.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) fordert daher ein gesetzliches Screening auf Mangelernährung in Krankenhäusern, da das Thema bislang nicht Bestandteil der aktuellen Krankenhausreform ist. Während viele Patienten mit der Verpflegung im Krankenhaus zufrieden sind – nur einer von sieben empfindet diese als unzureichend – sind ältere und chronisch kranke Patienten besonders betroffen, da sie oft bereits mit Defiziten ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Mangelernährung und ihre Auswirkungen

Faktoren wie Zahnprobleme, Vereinsamung und körperliche Krankheiten sind häufig ursächlich dafür, dass die Nahrungsaufnahme beeinträchtigt wird. Eine Studie stellte fest, dass durch gezielte Ernährungstherapie jeder dritte Todesfall bei mangelernährten Patienten abgewendet werden konnte. Diese Form der Therapie erfordert abgestimmte Abläufe und Unterstützung durch das Pflegepersonal, was häufig eine Herausforderung darstellt.

Ökonomische Analysen zeigen, dass Ernährungstherapien die Gesamtkosten der Behandlung senken können. Deutsche Krankenhäuser gaben im Jahr 2021 im Durchschnitt 15,71 Euro pro Patient und Tag für Verpflegung aus. Das Uniklinikum Leipzig hat ein Programm erfolgreich implementiert, um Mangelernährung zu identifizieren und dagegen anzugehen. Zudem hat Leipzig einen „Qualitätsvertrag Mangelernährung“ mit der Techniker Krankenkasse geschlossen, um zusätzliche Kosten zu decken. Nur drei weitere Krankenhäuser in Deutschland besitzen ähnliche Verträge, die seit 2024 verfügbar sind. Trotz der positiven Entwicklungen hat die Zahl der Ernährungsteams in Kliniken zugenommen; das Thema ist jedoch noch nicht vollständig im Versorgungssystem verankert.

In der ernährungsmedizinischen Forschung wurden Fortschritte erzielt, es bestehen jedoch weiterhin Herausforderungen. Der Wirkungsgrad der Ernährungstherapie variiert stark zwischen den Patientinnen und Patienten. Unklar ist oft, welche spezifischen Faktoren für Unterschiede im Therapieansprechen verantwortlich sind. So zeigte die EFFORT-Studie, dass Patient*innen mit eingeschränkter Nierenfunktion besser auf Ernährungstherapie ansprechen, je niedriger die glomeruläre Filtrationsrate ist. Während Patient*innen mit Herzinsuffizienz ebenfalls von Fortschritten durch Ernährungstherapie profitieren, ist der Einfluss von krankheitsübergreifenden Faktoren, wie der Faustschlusskraft, entscheidend für das Therapieansprechen.

Untersuchungen haben zudem ergeben, dass hohe C-reaktive Protein (CRP)-Level keinen Überlebensvorteil durch Ernährungstherapie zeigen, während Patient*innen mit geringeren Entzündungsmarkern profitieren können. Die Personalisierung der Ernährungstherapie wird als notwendiger Schritt angesehen, um Patienten in Subgruppen einteilen zu können. Trotzdem zeigen methodische Schwierigkeiten in der ernährungsmedizinischen Forschung auf, dass unterschiedliche Tools zur Feststellung von Mangelernährung die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschweren.

Insgesamt evidenzbasiert sind die größten Fortschritte in stationären Settings zu verzeichnen. Auch ambulante und Pflegeeinrichtungen benötigen jedoch eigene Standards, um die Effizienz der Ernährungstherapien zu gewährleisten. Es ist festzuhalten, dass die Finanzierung der ernährungsmedizinischen Studien oft problematischer ist als in der pharmazeutischen Forschung, was die Weiterentwicklung der Ernährungsmedizin erschwert. Die historische Vernachlässigung der Ernährungsmedizin in der ärztlichen Ausbildung zeigt die Notwendigkeit auf, diese Disziplin zu stärken; ein Beispiel hierfür ist ein Weiterbildungsprogramm für Ernährungsmedizin in der Schweiz.