
Das ehemalige Jugendwohnheim am Wehneberg in Bad Hersfeld, das seit einigen Jahren leer steht, wird künftig von der Feuerwehr für Trainingszwecke genutzt. Die Immobilie wurde von der Stiftung Hessisches Waisenhaus zu Kassel 1690 zur Verfügung gestellt. Diese Vereinbarung gilt bis zum angestrebten Verkauf des Gebäudes. Geschäftsführer Stefan Simchen bezeichnet die Situation als eine „Win-Win-Situation“ für beide Seiten.
Die Feuerwehr hat nun die Möglichkeit, in einem großen Objekt mit mehreren Etagen und Räumen realitätsnah zu üben. Dennis Ruppel, der stellvertretende Wehrführer der Kernstadtfeuerwehr, zeigte sich erfreut über die neue Trainingsstätte. Geplant sind verschiedene Übungseinsätze, die insbesondere auf Atemschutzgeräteträger und Führungskräfte ausgerichtet sind. Diese Übungen umfassen Menschenrettung und Einsatztaktik, jedoch ohne den Einsatz von Wasser und Feuer, um das Gebäude nicht zu beschädigen. Für die Übungen wird „Disconebel“ eingesetzt.
Übungseinsätze und Übergabe des Gebäudes
Die Feuerwehrleute haben bereits damit begonnen, das Gebäude aufzuräumen und von Unrat zu befreien. Damit das Jugendwohnheim auch für Besichtigungen zur Verfügung steht, muss es am Ende „besenrein“ übergeben werden. Die erste ganztägige Übung ist für Mitte Mai 2025 geplant. Zudem sucht die Feuerwehr kontinuierlich nach geeigneten Objekten für Trainingszwecke.
Das Jugendwohnheim, das 1954 eröffnet wurde, gilt als sanierungsbedürftig. In den 60er Jahren wurde ein hinteres Gebäude mit sechs Wohnungen hinzugefügt. Ab den 80er Jahren wurden in beiden Gebäuden Aussiedler und Flüchtlinge untergebracht. Der Landkreis mietete die Immobilie von 2002 bis 2020 zur Unterbringung von Flüchtlingen. Seit Mitte 2024 ist der Landkreis erneut Mieter des kleineren Gebäudes, während die Stiftung weiterhin nach einem Käufer oder Mieter für das leerstehende Objekt sucht. Der Verkaufsschilder hat neue Gespräche angestoßen, und Geschäftsführer Simchen ist optimistisch, dass sich noch in diesem Jahr eine Lösung finden wird. Allerdings schränken der Flächennutzungsplan und das Baurecht die Nutzungsmöglichkeiten des Gebäudes ein, beispielsweise sind die Errichtung eines Hotels oder dauerhaftes Wohnen nicht erlaubt.
Die Geschichte der Stiftung Hessisches Waisenhaus, die 1690 gegründet wurde, wird in einem Band dokumentiert, der anlässlich des 325-jährigen Bestehens herausgegeben wurde. Dieser trägt den Titel „Vom Waisenhaus zur Kita“ und umfasst Beiträge mehrerer Autoren zu Themen wie der Architektur des Waisenhauses und der Entwicklung der Stiftung seit 1990, wie in Erinnerungen im Netz berichtet wird.