Biberach

„Ein Bonbon für die Freiheit: Ein Zeitzeuge erinnert sich an 1945“

Im April 1945 erlebte der damals 10-jährige Anton Maucher das Ende des Zweiten Weltkriegs in Untersulmetingen hautnah. Auf einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen, waren die Kriegserfahrungen für ihn prägend. Heute, mit 90 Jahren, lebt er in der Obersulmetinger Straße und hat einige seiner Erinnerungen an diese bewegende Zeit auf einem handgeschriebenen Zettel festgehalten, wie Schwäbische.de berichtet.

Während sich die französischen Panzer in Untersulmetingen bewegten, beobachteten Maucher und sein Freund Anton Bitterle das Geschehen. Die Stimmung unter den Menschen war positiv, da die Ankunft der französischen Soldaten das Kriegsende signalisierten. Diese warfen sogar Bonbons auf die Straße, was die Kinder begeistert aufnahm. Als die Panzer vor dem Kircheneingang haltmachten, mussten die Kirchgänger über die Sakristei die Kirche verlassen. Ein denkwürdiger Moment war, als ein französischer Soldat ein Bild von Adolf Hitler an einem Gartenpfosten zerschlug.

Erinnerungen an den Kriegsalltag

In den letzten Kriegstagen waren die Bewohner häufig „Fliegeralarm“ ausgesetzt, ausgelöst durch amerikanische Bomber. Maucher erinnerte sich an die starken Detonationen von Bomben in Ulm, die bis nach Untersulmetingen spürbar waren. Dennoch bestand keine Angst vor Bombenangriffen auf Untersulmetingen, da die Alliierten eher auf größere Städte abzielen. Die lokale Versorgung war durch die ansässigen Bauernhöfe gesichert, und eine Hungersnot trat nicht auf.

Nach dem Kriegsende kehrte für Maucher der Schulalltag zurück. Im Laufe der Zeit nahmen amerikanische Besatzer und Flüchtlinge in der Gemeinde Platz. Maucher, der eine Lehre als Werkzeugmacher absolvierte, schätzt, dass die Erinnerungen an den Krieg ihn bis heute prägen und er eine gewisse Angst vor zukünftigen Konflikten verspürt.

Zusätzlich wurden die Besatzungszeiten in einem historischen Kontext untersucht. In einer Publikation von der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein e.V. wird die Besetzung der linksrheinischen Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg behandelt. In dem Werk, herausgegeben im Jahr 2020, werden verschiedene Perspektiven beleuchtet, darunter wirtschaftliche Probleme, kirchliche Verhältnisse und die Propaganda zwischen ehemaligen Kriegsgegnern, wie Ag-Landeskunde-Oberrhein.de berichtet.