Biberach

Dietelhofen 1945: Erinnerungen an die Stunde Null im Krieg!

In Dietelhofen erinnert sich Maximilian (Max) Fränkel, fast 90 Jahre alt, an die Zeit um den 8. Mai 1945. Zu diesem Zeitpunkt war er fast 11 Jahre alt und erlebte, was viele als „Stunde Null“ betrachten. Sein Vater war seit Frühjahr 1944 in Russland vermisst und gehörte zu den letzten Männern, die in Dietelhofen zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Max Fränkel wuchs als ältester von vier Söhnen auf, während seine Mutter mit Hilfe ihrer Söhne und einer ledigen Schwägerin die Landwirtschaft betrieb.

Am 8. Mai 1945 beobachtete Max eine Kolonne von deutschen Soldaten auf dem Rückzug. Seine Mutter informierte die Kinder, dass der Krieg vorbei sei und sie am nächsten Tag nicht zur Schule müssten. Die Schulkinder aus Dietelhofen besuchten seit 1941 die Schule im nahegelegenen Uigendorf, wo 98 Schüler aus acht Klassen in einem Raum unterrichtet wurden. Am Morgen nach dem 8. Mai war das Dorf voller Soldaten, die um Essen baten. Französische Soldaten, die mit Panzerspähwagen ins Dorf kamen, sorgten dafür, dass sich die deutschen Soldaten ergaben.

Erinnerungen an den Kriegsalltag

Die gefangenen deutschen Soldaten mussten ihre Wertsachen in Zeltplanen abgeben, während ihre Waffen von den Franzosen zerstört wurden. In den Wiesen rund um das Dorf grasten zahlreiche Militärpferde, die später von den französischen Besatzern eingesammelt wurden. Nach dem Krieg durchmarschierten verschiedene Militärtruppen, darunter auch marokkanische Einheiten. Ein einigermaßen geregeltes Leben begann im September 1945, als die Schule wieder aufgenommen wurde und die Schüler Französisch lernen mussten. Zudem müssen die Höfe Lebensmittel abliefern.

Max Fränkel erinnerte sich an den Vorfall, in dem seine Familie versuchte, junge Schweine vor einer Viehzählung zu verstecken. Während des Krieges gab es im einzigen Laden in Dietelhofen nur drei Pakete Persil, und Tauschgeschäfte waren verbreitet, besonders mit Flüchtlingen, die in das Dorf kamen. Max fand schließlich seinen vermissten Vater, der im Sterberegister in Unlingen verzeichnet ist; er wurde in einem Gefangenenlager in Russland beigesetzt.

In einem weiteren Kontext berichtete die Bundeszentrale für politische Bildung, dass der 8. Mai 1945 auch als „Stunde Null“ angesehen wird, die ein Ende und einen Neuanfang für Deutschland symbolisiert. In diesem Zusammenhang äußerte Thomas Mann aus seinem Exil in Kalifornien, dass die Deutschen sich als Menschen fühlen sollten, die zur Menschheit zurückgeführt werden mussten. Er sah die Niederlage als eine Chance für einen Neuanfang und forderte die Deutschen auf, Dünkel und Hass abzulegen.

Im überschatteten Europa wurde das Kriegsende als Bruch mit der Vergangenheit wahrgenommen. Der 8. Mai wurde im Vereinigten Königreich als VE Day gefeiert, wobei viele Länder unterschiedliche Tage für das Kriegsende wählten. General Eisenhower empfahl, die Kapitulation am 8. Mai um 15 Uhr bekanntzugeben, was jedoch aufgrund sowjetischer Forderungen nicht geschah. In den USA wurde der 15. August 1945 als eigentlicher Siegestag gefeiert, während die Sowjetunion den 9. Mai als Tag des Sieges erklärte.