
In Gießen sorgt ein akuter Personalmangel in den städtischen Kindertagesstätten für wachsenden Druck auf die Betreuer. Dies wurde von der Jugendamtsleiterin Vanessa Jane van Harsselaar und der Abteilungsleiterin Olga Büber-Fast in einer Sitzung des Sozialausschusses thematisiert. Aufgrund des fehlenden Personals müssen regelmäßig Notfallpläne aktiviert werden, was teils zu verkürzten Öffnungszeiten und Schließungen ganzer Gruppen führt.
Aktuell sind sieben befristete Stellen unbesetzt, und der Krankheitsstand in den Kitas ist höher als vor der Pandemie. Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, werden Präventionsmaßnahmen wie Entspannungsübungen und Rücken-scouts ergriffen. Zudem wird ein neues Frühstücksangebot, das für zwölf Euro im Monat angeboten wird, gut angenommen.
Öffnungseinschränkungen in Kitas
Zusätzlich berichten mehrere Kindertagesstätten in Gießen von vorübergehenden Einschränkungen ihrer Öffnungszeiten. Wegen des Personalmangels mussten 15 Kitas zwischen August und Oktober ihre Öffnungszeiten an mehreren Tagen reduzieren. Aktuell fehlen in den zehn städtischen Kitas insgesamt zehn Erzieherinnen-Stellen.
Die Situation im U3-Bereich ist besonders angespannt, da es dort einen Mangel an Betreuungsplätzen gibt. Ende September fehlten insgesamt 389 Plätze, davon 206 für unter Dreijährige und 183 für ältere Kinder. Ohne den Personalmangel wäre die Lücke nur 287 Plätze groß gewesen. Um den Bedarf zu decken, plant die Stadt Gießen, bis 2026 über 400 neue Betreuungsplätze zu schaffen, wovon 321 für über Dreijährige und 92 für unter Dreijährige vorgesehen sind.
Die Stadt setzt zudem Maßnahmen zur Unterstützung der Bindung von pädagogischem Fachpersonal um, unter anderem durch die Finanzierung von Zusatzkräften und Stellen in Familienzentren.
Stadträtin Gerda Weigel-Greilich wies zudem darauf hin, dass es noch keinen Träger für die neue Kita im Seltersweg gibt, die derzeit als Ausweichquartier dient. Ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept soll außerdem zur Verbesserung der Lebensqualität in der Nördlichen Innenstadt beitragen, einem Stadtteil mit hohem migrantischen Bevölkerungsanteil. Hier beziehen 19% der 3600 Bewohner Bürgergeld, und die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Bedarfsgemeinschaften lebt in Armut, was über dem Gießener Durchschnitt liegt.
Zu den Entwicklungen im sozialen Wohnungsbau betonte Stadtrat Francesco Arman die Bedeutung einer behutsamen Nachverdichtung. In Gießen sind insgesamt 274 Sozialwohnungen für die nächsten zwei Jahre geplant oder im Bau, während die Stadt aktuell 2000 Sozialwohnungen und 8000 weitere mit einem vernünftigen Mietniveau bereitstellt. Der Ausschuss hat außerdem der Aufnahme der Nördlichen Innenstadt in das hessische Städtebauförderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ zugestimmt.