
Der Schwimmunterricht in Baden-Württemberg steht vor großen Herausforderungen, die sowohl auf einen Teacher-Mangel als auch auf infrastrukturelle Defizite zurückzuführen sind. Laut einer aktuellen Statistik des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport bieten lediglich 1904 von 2396 Grundschulen Schwimmunterricht an, was einer Abdeckung von etwa 80 % entspricht. Hauptgründe für die Einschränkung des Schwimmunterrichts sind der Mangel an qualifizierten Lehrkräften und der fehlende Zugang zu Schwimmbädern.
Im Ostalbkreis ist die Situation allerdings weniger problematisch. Hier ist der Lehrkräftemangel überwiegend temporär, sodass im Schuljahr 2023/2024 nur eine Schule vorübergehend keinen Schwimmunterricht anbieten konnte. Wenige Schulen im Schulamtsbezirk Göppingen haben keinen Zugang zu Schwimmbädern, weshalb Lösungen wie „Projekttage Schwimmen“ oder die Anmietung eines „SchwimmMobils“ erarbeitet werden. Im letzten Schuljahr gab es nur einen Fall von mangelndem Zugang zu einem Lehrschwimmbecken, bedingt durch die fehlende Bäderinfrastruktur.
Regelungen und Empfehlungen für den Schwimmunterricht
Die Sicherheitsanforderungen im Schwimmunterricht sind klar definiert: Es müssen mindestens zwei Lehrkräfte anwesend sein, von denen eine rettungsfähig sein muss, beispielsweise durch den Erwerb eines DLRG-Abzeichens. Rückmeldungen von Grundschulen verdeutlichen, dass der Schwimmunterricht als sinnvoll erachtet wird und weiterhin angeboten werden solle, jedoch muss die Sicherheit der Schüler gewährleistet sein.
Um die Schwimmfähigkeiten von Kindern zu fördern, wird empfohlen, dass diese vor dem Schwimmunterricht an Schwimmkursen teilnehmen. Zudem sollten Eltern ihre Kinder regelmäßig mit ins Schwimmbad nehmen. Schwimmkurse für Vorschul- und Grundschulkinder werden von DLRG-Ortsgruppen sowie örtlichen Vereinen angeboten, Informationen zu entsprechenden Kursen in Aalen und Schwäbisch Gmünd sind online verfügbar, wie die Schwäbische Post berichtete.
Die Thematik des Schwimmunterrichts wird zusätzlich durch ein jüngstes Urteil gegen zwei Lehrerinnen aus Konstanz nach dem Tod eines Grundschülers im Schwimmunterricht verstärkt, was zu Unsicherheiten hinsichtlich der Verantwortung von Lehrkräften führt. Andreas Gering, der Leiter einer Schwimmschule in Ludwigsburg, äußert, dass die große Anzahl an Kindern im Schwimmunterricht eine Herausforderung darstellt, und schlägt eine Aufteilung in Nicht-Schwimmer und Schwimmer vor, um die Sicherheit zu erhöhen. An jeder fünften Grundschule in Baden-Württemberg fand im vergangenen Schuljahr kein Schwimmunterricht statt, was die Problematik weiter verdeutlicht. Monika Stein von der GEW hebt hervor, dass es an Personal mangelt, um den Schwimmunterricht effektiv durchführen zu können.
Zusätzlich gibt es Forderungen von Schwimmverbänden nach mehr Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vereinen. Holger Voigt, Geschäftsführer des Badischen Schwimmverbands, plädiert für eine Lösung in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium. Dabei ist geplant, 450 Millionen Euro in Schulbau und -sanierung zu investieren, was auch die Sanierung von Lehrschwimmbecken umfassen soll. Gering empfiehlt ferner, dass Eltern ihre Kinder vor der Grundschule in Wassergewöhnungskurse anmelden, um deren Sicherheit im Wasser zu erhöhen, wie SWR berichtete.