Krise im deutschen Formelsport: Wo sind die Nachwuchstalente geblieben?
Der deutsche Formelsport steht vor einer dramatischen Wende! Die Nachwuchsproblematik ist alarmierend, und die Zukunft der deutschen Talente im Motorsport ist gefährdet. Nach der enttäuschenden Nachricht, dass Mick Schumacher auch für 2025 kein Cockpit in der Formel 1 erhalten hat, bleibt mit Nico Hülkenberg nur noch ein deutscher Fahrer, der bereits 37 Jahre alt ist und sich im späten Karriereabschnitt befindet. Laut Motorsport-Total.com droht sogar die erste Formel-1-Saison ohne deutsche Beteiligung seit 1981, falls Tim Tramnitz nicht den Sprung schafft. Die Frage bleibt: Was ist schiefgelaufen in einem Land, das einst für seine Fülle an Motorsporttalenten bekannt war?
Thomas Voss, der Motorsportchef des ADAC, sieht die Ursache in der Monopolstellung der Formel 4, die die Kosten in die Höhe treibt. „Wir haben international das Problem, dass es mit der Formel 4 nur noch eine Formel-Einsteigerserie gibt“, erklärt er. Früher gab es eine Vielzahl von Formelserien wie die Formel Opel Lotus oder die Formel Renault, die es den Fahrern ermöglichten, das Fahren im Grenzbereich zu erlernen. Diese Vielfalt fehlt heute, und das Monopol führt zu exorbitanten Preisen, die viele Talente abschrecken.
Die Kostenexplosion im Formelsport
Der ADAC hat die drastischen Kostensteigerungen am eigenen Leib erfahren. Während 2008 noch von Kosten unter 50.000 Euro für ein rennfertiges Auto die Rede war, lagen die Ausgaben für eine Saison in der Deutschen Formel-4-Meisterschaft zuletzt bei rund 450.000 Euro. „Die hohen Kosten haben dazu geführt, dass wir am Ende nur noch zwei deutsche Teilnehmer hatten“, bedauert Voss. Der ADAC sieht sich nicht als Zulieferer für die Formel 1 aus aller Welt, sondern möchte vor allem die deutschen Talente fördern.
Um dem drohenden Abwärtstrend entgegenzuwirken, hat der ADAC bereits vor zwei Jahren eine Kooperation mit der französischen Formel 4 ins Leben gerufen. Hierbei wurde ein eigenes Juniorteam gegründet, das talentierte Fahrer wie Montego Maassen und Mathilda Paatz unterstützt. Diese beiden gehören zur neuen Generation von Motorsportlern, deren Väter bereits im Rennsport aktiv waren. Maassen schloss die Saison mit einem starken Endspurt ab und belegte den achten Platz in der Meisterschaft.
Ein ganzheitliches System für den Formelsport
Voss ist überzeugt, dass Deutschland der große Verlierer der Reformen des Automobil-Weltverbandes FIA in den 2010er-Jahren ist. Diese Reformen zielten darauf ab, die Vielzahl an Formel-Rennserien zu reduzieren und einen klaren Weg in die Formel 1 zu schaffen. Doch die Realität sieht anders aus: Die ADAC Formel 4 ist durch die Geo-Begrenzungen der FIA stark eingeschränkt und kann kaum auf Formel-1-Kursen fahren. „Langfristig ist es wichtig, die Formel 4 europäisch aufzustellen und den fließenden Aufstieg in die Formel 3 darzustellen“, fordert Voss.
Die Schließung der nationalen Formel 3 hat eine große Lücke hinterlassen. Viele Teams haben sich auf die Formel 4 und Formel 3 konzentriert, wodurch ein wichtiges Betätigungsfeld weggefallen ist. Voss betont, dass die alte Formel 3 nicht einfach durch eine schnellere Klasse ersetzt werden kann, da dies die Lücke nur vergrößert hat. In Europa wird diese Lücke derzeit von der Formula Regional European Championship by Alpine (FRECA) gefüllt, doch die Namensgebung ist problematisch, da es für Fahrer schwierig ist, einen Formel-Regional-Titel potenziellen Sponsoren zu verkaufen.
Voss sieht die Lösung in einem kompletten Formelsystem, das vom Kartsport bis zur FIA-Formel reicht. „Das geht nicht von heute auf morgen“, warnt er, doch die Rückkehr zu einem funktionierenden System ist unerlässlich, um die deutschen Talente im Motorsport zu fördern. Die Partnerschaft mit Automobilherstellern wird gelobt, doch bisher beschränkt sich deren Unterstützung auf Simulator-Testfahrten für das Motorsport Team Germany.