
In Deutschland sind Schwangerschaftsabbrüche laut Paragraf 218 des Strafgesetzbuches nicht nur ein sensibles, sondern auch ein rechtlich komplexes Thema. Stefanie Bischoff, eine Frauenärztin, die medikamentöse Schwangerschaftsabbrüche durchführt, hat kürzlich darüber gesprochen, wie wichtig eine gesetzliche Anpassung wäre, um den Frauen in dieser schwierigen Situation besser helfen zu können. Laut ihr sind Schwangerschaftsabbrüche nur unter bestimmten Voraussetzungen straffrei, was den Zugang zu solchen medizinischen Eingriffen erschwert.
Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland straffrei, wenn ein Beratungsschein vorliegt, der Eingriff von einem Arzt oder einer Ärztin durchgeführt wird und dieser vor der zwölften Schwangerschaftswoche erfolgt. Bischoff erläutert, dass Frauen bis zu 8 Wochen und 4 Tage nach Beginn der Schwangerschaft einen medikamentösen Abbruch vornehmen lassen können. Allerdings leiden viele Frauen danach oft unter starken Schmerzen und Blutungen. Dies begründet ihren Appell zur Reform des Paragrafen 218, um den bürokratischen Aufwand und die damit verbundenen Hürden abzubauen.
Medizinische Aspekte und Kosten
Die medikamentöse Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen ist dabei nicht unproblematisch: Die für den Eingriff verwendeten Medikamente wurden ursprünglich für andere Zwecke entwickelt, und deren Beschaffung erfolgt häufig aus dem Ausland. Bischoff erwähnt, dass die Kosten für Medikamente, Untersuchungen und Nachsorgen etwa 300 Euro betragen, die von den betroffenen Frauen selbst getragen werden müssen. Die Krankmeldung nach einem Schwangerschaftsabbruch ist nicht die Regel und bietet den betroffenen Frauen ebenfalls keine garantierten finanziellen Entlastungen.
Die Situation wird durch die Abschaffung des Paragrafen 219a, der Werbung für Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellte, im Juli 2022 nicht einfacher. Zugleich fallen Beratungsangebote, beispielsweise das der Diakonie, nicht unter dieses Werbeverbot. Zusätzlich gibt es im Landkreis Osterholz Beratungsstellen wie das Diakonische Werk und die Awo, die Frauen in Schwangerschaftskonflikten unterstützen.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Gemäß den aktuellen rechtlichen Regelungen sind Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland grundsätzlich (§ 218 StGB) strafbar, allerdings gibt es Ausnahmen. Die sogenannte Beratungsregelung sieht vor, dass eine Frau sich drei Tage vor dem Eingriff in einer anerkannten Beratungsstelle beraten lassen muss und eine Beratungsbescheinigung dem Arzt vorgelegt werden muss. Ein Abbruch ist zudem innerhalb von zwölf Wochen nach Empfängnis möglich. Bei medizinischen und kriminologischen Indikationen übernehmen die Krankenkassen die Kosten für den Eingriff.
Eine Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin wurde am 31. März 2023 konstituiert, um die gesetzlichen Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Die Meinungsumfrage von CIVEY, die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt wurde, zeigt eine hohe Zustimmung zur reproduktiven Selbstbestimmung der Frau in der frühen Schwangerschaft.