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Alarmierend! Fast jeder Zweite bricht seine Ausbildung ab – was steckt dahinter?

Ein aktueller Bericht von Merkur thematisiert den alarmierenden Anstieg der Ausbildungsabbrüche in Deutschland. Petra Callwitz, die die Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit in den Landkreisen Weilheim-Schongau, Starnberg und Garmisch-Partenkirchen leitet, äußert sich zu den Ursachen und Hintergründen dieser Entwicklung. In ihrem Zuständigkeitsbereich arbeiten 18 Berufsberater, die insgesamt 60 Schulen betreuen.

Eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt, dass nahezu jeder zweite Auszubildende in bestimmten Regionen seine Ausbildung vorzeitig abbricht. Callwitz hebt hervor, dass die jungen Menschen oft zu Unrecht kritisiert werden und dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ebenfalls berücksichtigt werden müssen. Die Untersuchung der Abbrecherquote bezieht sich auf den Zeitraum von 2005 bis 2020 und umfasst dabei auch die Auswirkungen der Flüchtlingswelle 2015 sowie der Corona-Pandemie, die 2020 die Ausbildungsbedingungen negativ beeinflusste.

Ursachen für Ausbildungsabbrüche

Callwitz betont, dass viele Jugendliche Schwierigkeiten bei der Berufswahl haben. Während einige Schüler gut orientiert sind, fühlen sich andere oft verloren, insbesondere wenn sie einen Migrationshintergrund haben oder mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Auch das Verhalten der Eltern spielt eine Rolle – oft möchten sie das Beste für ihre Kinder, verlieren jedoch deren Interessen aus den Augen, was zu den hohen Ausbildungsabbruchsquoten beitragen kann.

Die Abbrecherquote lag vor 20 Jahren zwischen 3,8 und 17 Prozent, hingegen liegt sie im Jahr 2020 in Pirmasens bei 42,5 Prozent und in Eichstätt bei 11,3 Prozent. Im Landkreis Weilheim-Schongau beträgt die Abbrecherquote etwa 17 Prozent, was im Vergleich zu den Landkreisen Starnberg und Garmisch-Partenkirchen niedriger ist. Der Einfluss der regionalen Wirtschaftskraft zeigt sich deutlich: In wirtschaftlich stärkeren Regionen ist die Wahrscheinlichkeit eines Abbruchs geringer. Besonders ausgeprägt sind die Abbrecherquoten in den Bildungs- und Dienstleistungsbereichen wie Friseurhandwerk und Gastronomie.

Zusätzlich informiert Skills Magazin über die negativen Folgen von Ausbildungsabbrüchen für betroffene Jugendliche, die häufig mit unregelmäßigen Berufsbiografien, niedrigeren Löhnen und einem höheren Risiko von Arbeitslosigkeit konfrontiert sind. Ausbildungsabbrüche belasten zudem die Betriebe, da die investierten Ressourcen in die Ausbildung verloren gehen und gleichzeitig der Fachkräftemangel in Region weiter verschärft wird.

Die Forschung beschreibt einen klaren Zusammenhang zwischen regionaler Wirtschaftskraft und der Quote der Ausbildungsabbrüche. In Regionen mit hohem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und ausreichendem Angebot an Arbeitsplätzen zeigen sich stabilere Ausbildungsverhältnisse. Besonders niedrig sind die Abbruchquoten in der Finanz- und Versicherungsbranche sowie im Handwerk, während die Bildungsbranche und sonstige Dienstleistungen am stärksten betroffen sind. Junge Menschen, die in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit die Ausbildung abbrechen, haben zudem geringere Chancen, neue Ausbildungsplätze zu finden.

In Reaktion auf die Ergebnisse der Studien werden Maßnahmen empfohlen, die den Ausbau der Berufsberatung in strukturschwachen Regionen sowie eine verstärkte Aufklärung über den langfristigen Wert einer abgeschlossenen Ausbildung umfassen.