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Das Stück „Prima Facie“ hat beim diesjährigen Monospektakel des Reutlinger Tonne-Theaters den ersten Platz belegt. Die Inszenierung des Theaters Baden-Baden, unter der Regie von Klaus Hemmerle, konnte die Publikumsjury überzeugen. Diese bestand aus Hannah Grauer, Barbara Meinhardt, Annegret Pfeifle-Reiser, Margit Schwarzmann und Henry Popp.
Regisseurin Susanne Frieling, die im Vorjahr mit ihrer Inszenierung „KARL!“ den ersten Platz belegt hatte, wird erneut für die Qualität ihrer Arbeit geehrt. Die Jury entschied sich nach einem kurzen Austausch der Eindrücke, wobei ein selbst festgelegtes Punktesystem zur Anwendung kam. Jedes Jurymitglied hatte die Möglichkeit, insgesamt zehn Punkte auf drei der sieben teilnehmenden Stücke zu verteilen.
Inhalt des Stücks
„Prima Facie“ behandelt das sensible Thema der sexuellen Übergriffe aus der Perspektive einer Strafverteidigerin. Diese, Tessa Ensler, hat sich auf die Verteidigung von sexuellen Straftätern spezialisiert. Ihr Weg führte sie von einem anspruchsvollen sozialen Milieu zu einer Eliteuniversität und schließlich in eine angesehene Topkanzlei. Tessa wird selbst Opfer eines Übergriffs und erstattet Anzeige, erkennt jedoch, dass die Prima-facie-Beweise nicht für sie sprechen, was zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit den strukturellen Ungerechtigkeiten in einem von Männern dominierten Justizsystem führt.
Das Werk, geschrieben von Suzie Miller, die ebenfalls Erfahrung als Strafverteidigerin im Menschenrechtssektor hat, wurde 2020 mit dem Olivier Award ausgezeichnet und feierte 2022 Erfolge im Londoner Westend. Seit Frühjahr 2023 ist es am New Yorker Broadway zu sehen. Anna Grisebach übernimmt die Rolle der Tessa, die zuletzt in Julien Greens „SÜDEN“ am Kurtheater auftrat.
Für weitere Details zum Stück und den Hintergründen informieren die Berichterstattung von SWP und Kultur Zürich.