
Am Sonntag, dem 9. Februar, wird der Jubiläumsumzug der Narrenzunft Bad Dürrheim stattfinden. Die Veranstaltung wird erstmals ein besonderes Angebot für Menschen mit Sehbeeinträchtigung bereitstellen: Zwei Blindenreporter werden den Umzug kommentieren. Dieses Projekt trägt den Titel „Fasnet für alle“ und wurde von der Narrenzunft Bad Dürrheim initiiert.
Ein Blindenreporter ist Julian Limberger, ein 34-jähriger Lehrer aus Villingen, der bereits Erfahrung im Kommentieren von Fußballspielen für Menschen mit Sehbehinderung hat. Limberger wird nicht nur den Umzug selbst beschreiben, sondern auch die Zuschauer und das Umfeld detailliert erläutern. Seiner Einschätzung nach ist es wichtig, dass sehbehinderte Menschen selbst die Bewertungen der Zünfte und ihrer Kostüme (Häs) vornehmen können.
Inklusion in den Fokus
Das Projekt „Fasnet für alle“ wurde bereits von den Konstanzer Fasnachtsvereinen ins Leben gerufen, die ebenfalls betreute Plätze für Rollstuhlfahrer anbieten. Die Resonanz auf das Angebot in Bad Dürrheim war so groß, dass alle Plätze bereits belegt sind.
In der Vorbereitung auf die nächste Fasnetssaison, die in 84 Tagen beginnt, setzen sich die Vertreter der VSAN (Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte) für mehr Inklusion ein. Bei einer Tagung in Villingen-Schwenningen, an der über 500 Vertreter teilnahmen, wurde die Notwendigkeit von Barrierefreiheit und gleicher Tragfähigkeit bei der Fastnacht in Baden-Württemberg thematisiert. Die VSAN feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen und hat es sich zum Ziel gesetzt, jedem uneingeschränkten Zugang zur Fastnacht zu ermöglichen.
Roland Scherer aus Konstanz und Michael Weißenrieder aus Aulendorf präsentierten mehrere Lösungsansätze zur Verbesserung der Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen. In Aulendorf wurde eine Gebärdendolmetscherin engagiert, während in Konstanz Blindenreporter Umzüge über Bluetooth-Kopfhörer kommentieren. Zudem wurden geschützte Räume für Rollstuhlfahrer und Senioren in beiden Städten eingerichtet. Der Präsident der VSAN, Roland Wehrle, betonte die Bedeutung der Inklusion für Menschen mit Beeinträchtigungen und ermutigte die Zunftvertreter zur Zusammenarbeit mit Betroffenen und Selbsthilfeinitiativen.