Tom Bicker wird in diesem Jahr seine letzte Villinger Fasnet im Häs des Kinder-Butzesels genießen. Im kommenden Jahr plant er, das Esel-Häs mit der Goassel zu tauschen. Bicker erinnert sich an spannende und aufregende Jahre, die er seit seinem neunten Lebensjahr als Kinder-Butzesel erlebt hat. In dieser Funktion hatte er die Verantwortung, gemeinsam mit der großen Trieber-Gruppe der kleinsten Stachi durch Villingen zu ziehen.
Im Rahmen des diesjährigen Fasnets wird die Kinder-Butzeselgruppe den „Riesascht“ in der Brigach versenken, was das Ende ihrer Aktivitäten in diesem Jahr markiert, wie Schwarzwälder Bote berichtete.
Die Tradition des Butzesel
Der Butzesel hat eine lange Geschichte und war in der Vergangenheit oft wegen übertriebener Ausgelassenheit verboten. In den 1850er und 1860er Jahren wurde dieses Verbot an Fastnachtsamstag durch Ausschellen erneuert. Heute ist die Figur des Butzesel ein fester Bestandteil der historischen Villinger Fasnet und erfreut sich großer Beliebtheit bei Kindern, wie Narrozunft erklärte.
Das Häs des Esel besteht aus einem Anzug mit „Plätzle”, das aus verschiedenfarbigen Stoffflecken in Schindelform genäht ist. Im 19. Jahrhundert war ein aus Flicken zusammengenähtes Narrenkleid eine günstigere Alternative zu bemalten Narrohäs. Der Esel trägt einen Pelzkragen auf den Schultern, auf dem ein großer Eselskopf thront.
Der Butzesel „reitet” auf einem Fichten-Ast und hat es meist auf die Damenwelt abgesehen. Seine Ausflüge werden von einer Gruppe, meist jüngerer Stachi, bewacht, die in Villingen „Trieber” genannt werden. Diese „Trieber” haben die Aufgabe, den Esel daran zu hindern, Unfug anzurichten. Gelingt es dem Esel jedoch auszureißen und in eine Bäckerei, Metzgerei oder Wirtschaft zu gelangen, darf er dort essen und trinken, was er will. Die „Trieber”, die nicht aufgepasst haben, müssen nach dem „Butzeselgesetz” die mitgenommene Ware oder die Zeche bezahlen. Die Beute seiner Ausflüge trägt der Esel in Form von ganzen Wurstringen an seinen langen Ohren.
