
Am 18. Januar 2025 reiste Bischof Bertram Meier aus Augsburg nach Nigeria, um Eindrücke von seinem Aufenthalt zu sammeln und die Situation der dortigen Christen zu erkunden. Nigeria, das mit rund 220 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas ist, steht vor zahlreichen Herausforderungen, die sich aus komplexen politischen, ethnischen, religiösen und sozialen Aspekten ergeben. Die wirtschaftliche Lage verschärft die Verarmung vieler Menschen und verstärkt die bereits bestehenden Konflikte.
Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama von Abuja wies darauf hin, dass Armut und soziale Hoffnungslosigkeit zur Zunahme von Gewalt und Entführungen beitragen. Diese soziale Notlage ist eine wesentliche Ursache für den Zulauf junger Menschen zu islamistischen Terrorgruppen, insbesondere im Norden Nigerias. Bischof Meier besuchte während seiner Reise die Städte Abuja und Jos, die stark von Gewalt betroffen sind, und führte Gespräche mit lokalen Kirchenführern.
Vielfalt der Herausforderungen
In Kaduna und Jos waren die schwierigen Bedingungen für die Christen ein zentrales Thema. Erzbischof Matthew Man-Oso Ndagoso von Kaduna berichtete von islamistischen Gruppen, die arbeitslose Jugendliche anwerben. Mangelnde Bildung wird als Faktor für die Radikalisierung junger Menschen identifiziert. Die Angriffe auf Christen und Muslime belasten das Christlich-Muslimische Verhältnis in Nigeria erheblich. In einem muslimischen Viertel besuchte die Delegation die alte Kathedrale in Jos, während der Erzbischof von Jos, Matthew Ishaya Audu, mit dem Bau einer neuen Kathedrale in einem christlichen Viertel begonnen hat.
Christen in nördlichen Staaten, in denen die Scharia eingeführt wurde, leiden unter Benachteiligung. Dies wird von Dr. Anthony Ojukwu von der nationalen Menschenrechtskommission Nigerias bestätigt, der berichtete, dass Christen tatsächlich der Praxis der Scharia unterworfen werden. Trotz dieser schwierigen Umstände beeindruckte Bischof Bertram die interreligiösen Graswurzelbewegungen, die sich für Frieden und Dialog einsetzen. Er betonte die Notwendigkeit von Zuhören, Dialog und Versöhnung, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen.
Interreligiöser Dialog und Solidarität
Die Konflikte zwischen Viehhirten und Bauern im „Middle Belt“ Nigerias sind keineswegs ausschließlich religiös motiviert, sondern auch ökonomisch und ethnisch bedingt. Dennoch arbeiten die „Christian Association of Nigeria“ (CAN) und die katholische Kirche kontinuierlich an interreligiösen Initiativen. Während seines Besuchs traf sich Bischof Bertram mit Vertretern des „Nigeria Interreligious Dialogue“ und besuchte Friedenszentren. Diese Reise wurde als wichtiger Akt der Solidarität für die Christen in Nigeria wahrgenommen.
Bischof Meier beschreibt die Gesellschaft Nigerias als krisenhaft, mit einer jugendlichen Bevölkerung, deren Durchschnittsalter bei 17,9 Jahren liegt und bei der eine Jugendarbeitslosigkeit von über 60 Prozent herrscht. Rund 20 Millionen Kinder können nicht zur Schule gehen, was die Herausforderung für die Zukunft deutlich macht. Dennoch zeigt die Bevölkerung Mut und Freude am Glauben, trotz der Herausforderungen durch Boko Haram und andere Gruppen. Die lange Tradition des interreligiösen Dialogs in Nigeria, oft in einem geistlichen Rahmen, verdeutlicht den Willen der Menschen, Frieden und Verständnis zu fördern.