
Im Landkreis Ostallgäu sind die Weißstörche pünktlich zur Brutzeit zurückgekehrt. Diese beeindruckenden Vögel verbringen den Winter in Nordafrika, verlagern sich jedoch zunehmend aufgrund der Klimaveränderungen nach Südeuropa, wo sich günstige Bedingungen für die Überwinterung, insbesondere in Spanien, bieten. Einige Störche bleiben zudem in der Nähe ihrer Brutplätze, wenn dort gesicherte Nahrungsquellen vorhanden sind. Dies hat zur Folge, dass zugefütterte Störche als Publikumsmagneten in den Gemeinden agieren und damit das Interesse der Menschen wecken.
Die verkürzten Zugstrecken der Störche könnten zudem dazu beitragen, Risiken während der Migration zu reduzieren und die Rückkehrrate der Vögel zu erhöhen. Dennoch führten Unwetterereignisse im vergangenen Jahr im Landkreis zu zahlreichen Verlusten bei den Jungstörchen, die durch starke Windböen, Hagel und Regenfälle betroffen waren. Oftmals befinden sich die Nester der Störche auf ungeschützten baulichen Anlagen, was zu einer erhöhten Gefährdung führt. In Kaufbeuren wurde bereits Mitte Februar ein Storchenpaar gesichtet, und im Jahr 2024 nisteten dort zwei Paare, deren Horste nach wie vor vorhanden sind.
Brutzeit und Fortpflanzung der Weißstörche
Die Weißstörche bauen ihre Nester aus Ästen, die beeindruckende Maße von bis zu zwei Metern Durchmesser und vier Metern Höhe erreichen können. Ab April legen die Störche zwei bis vier Eier, die nach etwa 31 Tagen schlüpfen. Die Nestlingszeit dauert etwa 55 bis 60 Tage, wobei die Jungtiere nach rund sieben Wochen flügge werden. Obwohl die Weißstörche in Bayern zunehmend verbreitet sind, sind sie weiterhin durch den Verlust ihres Lebensraums bedroht. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) führt seit 1984 ein Weißstorch-Schutzprogramm durch, um das Nahrungsangebot für diese Vögel zu verbessern. Rund 300 ehrenamtliche Horstbetreuer setzen sich aktiv für den Schutz der Nester und der Jungtiere ein, während das Programm größtenteils durch Spenden finanziert wird.
Der Weißstorch (Ciconia ciconia) gehört zu den bekanntesten Vögeln Deutschlands und zeichnet sich durch seine Größe von 95 bis 110 cm, die lange rote Beine, den langen roten Schnabel und das überwiegend weiße Gefieder mit schwarzen Schwungfedern aus. Ihre Flügelspannweite beträgt beeindruckende 200 bis 220 cm und sie können ein Gewicht von 2,5 bis 4,5 kg erreichen. Die charakteristischen Klappergeräusche, die sie mit ihrem Schnabel erzeugen, geben ihnen den Namen Klapperstorch. Mit einer Lebensdauer von über 35 Jahren bleiben Storchenpaare oft jahrzehntelang ihrem Nest treu. Die Brutzeit der Weißstörche erstreckt sich von Anfang April bis Anfang August, wobei Männchen den Neststandort wählen und der Brutvorgang abwechselnd von beiden Elternteilen übernommen wird.
Weißstörche sind Nahrungsopportunisten, die in offener Kulturlandschaft, Feuchtwiesen, Fließgewässern und Weiden leben. Ihre Ernährung umfasst neben Mäusen und Insekten auch gelegentlich Aas und in Ausnahmefällen Nestlinge anderer Vögel. Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit bleibt die Art auf die Unterstützung des Menschen angewiesen, insbesondere in Bezug auf den Erhalt ihrer Nistplätze.