
Jan, ein 29-jähriger aus Kitzingen, beschreibt seinen emotionalen Kampf mit seiner Homosexualität, der bereits in seiner Jugend begann. In einem konservativen Umfeld aufgewachsen, hatte er Schwierigkeiten, sich selbst anzunehmen. Schon früh verspürte er erste Gefühle der Verliebtheit, die jedoch von Verwirrung und Wut auf seine Sexualität geprägt waren. „Ich dachte, schwulsein wäre etwas Krankes“, äußerte er. Sein Coming-out führte zu einem Bruch mit seinem Vater und dazu, dass er das Elternhaus verließ. Er lebte zeitweise bei Verwandten und Freunden, bevor er eine eigene Wohnung mietete.
Nachdem Jan mit Anfang 20 nach München zog und eine Beziehung einging, verstärkten sich seine inneren Kämpfe. Er hatte Schwierigkeiten, seinen Partner zu akzeptieren, und überlegte zeitweise, heterosexuell zu leben. Erst in einer späteren Beziehung in Nürnberg fand er das benötigte Verständnis und Unterstützung. Durch eine dreijährige Therapie gelang es ihm letztendlich, seine Homosexualität zu akzeptieren und seine inneren Konflikte zu bearbeiten. Heute lebt Jan mit seinem Freund in Kitzingen und hat ein Netzwerk neuer Freunde und einen festen Job aufgebaut.
Psychische Belastungen in der LGBTQI-Community
Die Herausforderungen, mit denen Jan konfrontiert war, spiegeln sich in breiteren gesellschaftlichen Mustern wider. Laut einem Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) leiden queere Menschen häufiger an stressbedingten Erkrankungen als ihre heterosexuellen Mitbürger. Diskriminierungserfahrungen werden als wesentlicher Grund für höhere Raten an Depressionen, Angststörungen und anderen physischen Erkrankungen genannt. Über ein Viertel der queer Befragten hat in ihrem Leben mindestens einmal eine depressive Erkrankung erlebt, während dies bei heterosexuellen Personen nur knapp zehn Prozent beträgt.
Darüber hinaus zeigen die Daten, dass queere Menschen fast doppelt so häufig an Herzkrankheiten und Migräne leiden. Besonders alarmierend sind die psychischen Erkrankungen unter trans Personen, bei denen 39 Prozent von Angststörungen berichten. Die gesundheitlichen Diskrepanzen sind eng mit Erfahrungen von Ablehnung und Diskriminierung verknüpft, die queere Menschen in verschiedenen Lebenssituationen erleben. Während die politische Gleichstellung von LGBTQI-Menschen seit Jahren ein Thema ist, bleiben die Fortschritte in diesem Bereich langsam.
Außerdem zeigt die Rosa Hilfe Würzburg, dass im Jahr 2024 insgesamt 426 Anfragen verzeichnet wurden, von denen sich viele mit Selbstzweifeln und Depressionen beschäftigten. 61 Anfragen betrafen spezifisch Depressionen oder Selbstzweifel, oft im Zusammenhang mit der sexuellen Orientierung.