Lindau (Bodensee)Memmingen

Bauernaufstand 1525: Der Kampf um Freiheit und Menschenrechte in Memmingen

Im März 1525 versammelten sich 50 Vertreter der Bauern in der Kramerzunft in Memmingen, um die Schwierigkeiten ihrer sozialen Lage zu thematisieren. Diese Vertreter repräsentierten mehr als 10.000 Bauern aus der Region bis zum Bodensee. In den letzten Jahrzehnten hatte sich die soziale Situation der kleineren Bauern dramatisch verschärft, während Grundherren und größere Gutswirtschaften von einem Bevölkerungswachstum und einer positiven Agrarkonjunktur profitierten. Dies führte zu erhöhten Frondiensten und Abgaben, die soziale Spannungen verstärkten, besonders in Gebieten mit erbrechtlicher Teilung. Hunderte von Beschwerdebriefen der Bauern blieben oft unbeantwortet, was zu gewaltsamen Aktionen wie „Klostersturm“ und „Burgenbruch“ führte.

Die Herrschaft und die Fürsten im Schwäbischen Bund zeigten sich nicht kompromissbereit und setzten Söldner gegen die aufständischen Bauern ein. In einem entscheidenden Schritt führten die Beratungen in der Memminger Zunft zur Verabschiedung der „Zwölf Artikel“ und der „Bundesordnung“. Diese „Zwölf Artikel“ wurden in über 25.000 Exemplaren gedruckt und verbreitet und stellten einen Forderungskatalog gegen die Ausbeutung durch adlige Grundherren dar. Zu den zentralen Forderungen gehörten die Aufhebung der Leibeigenschaft, die freie Wahl von Pfarrern und die Verantwortung der Gemeinden. Diese Dokumente zeigten Bezugnahmen auf das „göttliche Recht“ sowie universelle Prinzipien und brachen mit der alten sozialen Ordnung, indem sie Gleichberechtigung und Menschenwürde forderten.

Einfluss und Bedeutung der „Zwölf Artikel“

Wie die Website lto.de berichtet, werden die „Zwölf Artikel“ von 1525 als frühes Dokument für Menschenrechte betrachtet. Sie führten zu einer grundlegend anderen juristischen Denkweise und Gesellschaftsordnung und dokumentierten die kollektiven Interessen der Bauern. Über die direkte Forderung nach der Abschaffung der Leibeigenschaft hinaus beanspruchten die Bauern, unterstützt durch biblische Verweise, das Recht, Wildbret, Geflügel oder Fisch in fließenden Gewässern zu fangen. Der Deutsche Bauernkrieg, der von 1524 bis 1526 stattfand, war eine unmittelbare Reaktion auf die drückenden Pflichten gegenüber den Grundherren und zeigte den Versuch der Bauern, ihre Interessen strukturiert zu artikulieren.

Die „Bluttat von Weinsberg“, bei der aufständische Bauern feindliche Herrschaftsangehörige hinrichteten, verdeutlichte die Eskalation der Gewalt während des Konflikts und das Streben nach rechtlichen Milderungen der Leibeigenschaft. Dennoch konnte die Obrigkeit auf das geltende Recht verweisen, um Widerständige zu verfolgen, was die Komplexität der damaligen sozialen und rechtlichen Verhältnisse unterstrich.