Roth

Berlinale im Fokus: Moderatoren sollen gegen Antisemitismus trainiert werden!

Im Vorfeld der 75. Berlinale haben die Verantwortlichen des renommierten Filmfestivals entscheidende Maßnahmen zur Sensibilisierung ihrer Moderatoren angekündigt. Tricia Tuttle, die Intendantin der Berlinale, erklärte, dass spezielle Trainings ins Leben gerufen werden, um gegen Antisemitismus, Rassismus und Hassrede Stellung zu beziehen. Sie betonte die Notwendigkeit eines offenen Gesprächs und differenzierter Debatten. Dieser Schritt erfolgt vor dem Hintergrund eines Eklats bei der Abschlussgala der letzten Berlinale, bei der Preisträger Israel des „Genozids“ beschuldigten. In diesem Zusammenhang sah sich die Festivalleitung gezwungen, sich vor dem Kultur- und Medienausschuss des Bundestages zu rechtfertigen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth übte scharfe Kritik an der Moderatorin der Gala, die ihrer Meinung nach nicht genügend intervenierte. Tuttle äußerte in einer Selbstkritik zu der Gala, dass es Versäumnisse im Umgang mit Pluralismus gegeben habe. Ein Beispiel, das sie anführte, ist der Schauspieler David Cunio, der 2013 einen Film auf der Berlinale zeigte und mittlerweile eine Hamas-Geisel ist. Tuttle äußerte zudem Besorgnis darüber, dass Israel-kritische Stimmen auf der Berlinale möglicherweise nicht willkommen seien. Sie stellte eine „rote Linie“ zwischen legitimer Kritik an Israel und Antisemitismus fest und forderte respektvolle Gespräche sowie das Recht auf Meinungsäußerung.

Hintergrund der Kontroversen

Die 74. Berlinale fand unter dem Zeichen politischer Botschaften statt und begann mit Protesten gegen Rechtsextremismus, endete jedoch mit einem Eklat. Laut Berichten hatten sich die Festivalverantwortlichen für die letzte Berlinale vornehm zurückhaltend gegeben. Im Gegensatz zum Vorjahr verzichteten sie auf politische Aktionen auf dem roten Teppich oder Podiumsdiskussionen zu aktuellen Konflikten. Kultursenator Chialo stellte fest, dass einseitiger Kritik an Israel nicht ausreichend widersprochen worden sei, und es seien Maßnahmen angestrebt, um dies in Zukunft zu verhindern.

Bei der Preisverleihung dominierten einseitige Vorwürfe gegen Israel, während der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 unbeachtet blieb. Begriffe wie „Genozid“, „Terror“ und „Apartheid“ wurden verwendet, und es wurden Forderungen laut, deutsche Waffenlieferungen an Israel zu stoppen. Mati Diop, Gewinnerin des Goldenen Bären, zeigte in ihrer Dankesrede Solidarität mit Palästina. Filmjournalistin Margret Köhler kritisierte das „dröhnende Schweigen“ über die Terrorattacken der Hamas im Saal, während Nicola Galliner Besorgnis über den zunehmenden Antisemitismus in der Kulturszene äußerte, der seit den Angriffen der Hamas gestiegen sei. Das Berliner Filminstitut „Arsenal“ reagierte nicht auf diese Ereignisse oder den Holocaust-Gedenktag mit einer besonderen Filmprogrammierung.

Zusätzlich kam es an Universitäten zu Störungen von Vorlesungen und Angriffen durch propalästinensische Aktivisten. Die Berlinale distanzierte sich von den einseitigen Meinungen der Preisträger und stellte klar, dass diese nicht die Haltung des Festivals widerspiegeln. Digitalexpertin Karin Bjerregaard Schlüter wies darauf hin, dass der Nahost-Konflikt komplexer sei als mit einfachen Parolen behandelt werden könne. Zudem sah sich der Wettbewerb des Festivals in diesem Jahr mit einer ästhetischen Krise konfrontiert, was viele Beobachter als bedenklich erachteten.