
Der Münchner Agrar- und Baustoffkonzern BayWa sieht sich aufgrund hoher Schulden und Arbeitsplatzverlusten gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Bis Ende 2024 plant das Unternehmen, 1.300 von insgesamt 8.000 Vollzeitarbeitsplätzen in Deutschland abzubauen. Dies entspricht einem Anteil von 16 Prozent der Vollzeitstellen. Zu den betroffenen Standorten gehören der Baustoffhandel in Ehingen sowie der Standort in Neu-Ulm, deren Schließung zum 30. April 2025 stattfinden soll, wie [schwaebische.de](https://www.schwaebische.de/regional/ulm-alb-donau/ehingen/bald-ist-schluss-diese-baywa-standorte-schliessen-jetzt-news-3382858) berichtet.
Die Schließungen werden als Teil einer standardmäßigen Prüfung des Standortnetzes von BayWa bezeichnet. Anja Richter, Sprecherin des Unternehmens, gab an, dass hohe Investitionskosten für die Erhaltung und Modernisierung der Gebäude eine entscheidende Rolle bei dieser Entscheidung spielen. Während der Agrartechnik-Standort in Ehingen nicht betroffen ist, müssen die zehn Mitarbeiter des Baustoffhandels in Ehingen sowie die 14 Mitarbeiter in Neu-Ulm ihre Arbeitsplätze aufgeben. Die Kunden der geschlossenen Standorte sollen künftig von den Standorten in Schelklingen, Biberach und Burgau betreut werden.
Sanierung und Neuausrichtung
Um die finanziellen Schwierigkeiten zu bewältigen, hat das Unternehmen mit seinen Hauptaktionären und Gläubigerbanken Schritte zur Sanierung bis 2027 beschlossen. Diese Vereinbarung soll bis Ende April 2025 rechtsverbindlich werden. Um die Schuldenlast zu reduzieren und mehr Mittel für das Kerngeschäft in Deutschland zu gewinnen, plant BayWa den Verkauf von Auslandsbeteiligungen. Manager Michael Baur bestätigte, dass auch wesentliche Beteiligungen im Ausland verkauft werden sollen, wobei rund 17.000 Beschäftigte in den internationalen Tochtergesellschaften arbeiten. Auch die Tochtergesellschaft BayWa r.e., die hauptsächlich im Ausland tätig ist, könnte betroffen sein, so [br.de](https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/agrarkonzern-baywa-will-1-300-stellen-abbauen,UVheKI2).
Die geplanten Maßnahmen zur Sanierung umfassen auch die Verschlankung der Verwaltungsfunktionen und die Modernisierung der IT. Zusätzlich ist eine Kapitalerhöhung durch die Ausgabe neuer Aktien vorgesehen, um mehr Geld zur Schuldentilgung zu gewinnen. Die Gewerkschaft Verdi hat die Sanierungspläne kritisch betrachtet und fordert den Verzicht auf Personalabbau, da sie befürchtet, dass die Sanierung auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird. Verdi plant, gemeinsam mit der Belegschaft um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen.