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Ethischer Umgang oder Schaulust? Menschliche Präparate im Museum!

Eine neue Sonderausstellung im Deutschen Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt wirft Fragen zur Präsentation menschlicher Präparate auf. Die Ausstellung mit dem Titel „Ansichtssache. Menschliche Präparate im Museum“ zeigt rund 100 Leihgaben aus verschiedenen Sammlungen in Berlin, Erlangen und München. Die Exponate umfassen unter anderem ein Münchner Bierherz, eine Covid-Lunge und ein Magengeschwür, die jeweils mit gesunden Organen zum Vergleich präsentiert werden, wie BR.de berichtet.

Zu den Zielsetzungen der Ausstellung gehört nicht nur die Betrachtung der menschlichen Präparate selbst, sondern auch die Herausforderung, wie Museen mit solchen Exponaten umgehen sollen. Die Museumsleiterin Marion Ruisinger hebt hervor, dass die Ausstellung nicht überfordern soll; zu Beginn wird nur ein Präparat gezeigt. Außerdem wird die emotionale Wirkung der Originalpräparate als besonders stark wahrgenommen. Wiebke Ahrndt, Präsidentin des Deutschen Museumsbunds, betont die ethische Dimension des Themas und verweist auf einen Leitfaden zur Würde des Menschen.

Ethik und Öffentlichkeit

Das Thema des Umgangs mit menschlichen Präparaten ist in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. In den 1990er Jahren erreichte die Debatte ihren Höhepunkt durch Gunther von Hagens „Körperwelten“. In Deutschland gibt es keine einheitliche gesetzliche Regelung für den Umgang mit menschlichen Präparaten. Während in Spanien aus ethischen Gründen keine menschlichen Überreste mehr gezeigt werden dürfen, regelt der „Human Tissue Act“ in England die Verwendung menschlichen Gewebes seit 2004. Zudem stellt das Museum sicher, dass keine Präparate aus Unrechtskontexten, wie etwa aus der Zeit des Nationalsozialismus, ausgestellt werden, wie Augsburger Allgemeine berichtet.

Die Ausstellung wird wissenschaftlich begleitet, und am Ende des Rundgangs sollen die Besucher an einer Online-Befragung teilnehmen, deren Ergebnisse in einem Dokumentationsband veröffentlicht werden. Ein Rahmenprogramm mit kostenlosen Vorträgen wird von April bis November 2024 angeboten, die Ausstellung selbst wird bis zum 11. Januar 2024 geöffnet sein. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr.