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Soko Leipzig: Josef Heynert über Neonazi-Rollen und Vergangenheitsbewältigung

Die ZDF-Krimiserie „Soko Leipzig“ hat kürzlich eine neue Folge ausgestrahlt, die sich schwerpunktmäßig mit den Themen Rechtsextremismus und Holocaust auseinandersetzt. In der 90-minütigen Episode, die auch in der Mediathek verfügbar ist, spielt die Hauptfigur Kommissarin Ina Zimmermann, verkörpert von Melanie Marschke (55). Herman Winter, dargestellt von Hermann Beyer (81), hat eine entscheidende Rolle in der Handlung inne. Josef Heynert (48) nimmt die Rolle des Riccardo Lattka ein, eines Neonazis und zwielichtigen Geschäftsmanns. Heynert, der seit 2010 im „Polizeiruf 110“ als Oberkommissar Volker Thiesler zu sehen ist, äußert sich zur Faszination für abgründige Rollen und den Freiraum, den solche Charaktere ihm bieten.

Heynert blickt dabei auf seine eigenen Erfahrungen während der „Baseballschläger-Jahre“ der 1990er Jahre zurück, als er mit rechtsextremen Gruppen in Berührung kam. Er betont, dass viele dieser Menschen heute Teil der Gesellschaft sind und deren Einstellungen oftmals nicht hinterfragt werden. Zudem beschreibt er die Zusammenarbeit mit Hermann Beyer als bereichernd und zeigt sich der Serie „Polizeiruf 110“ treu, welche er als wertvoll für seine Teamarbeit empfindet.

Rechte Gewalt in den 1990er-Jahren

In einem weiteren Kontext beschäftigt sich eine Analyse mit der rechten Gewalt der 1990er Jahre und ihren langfristigen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Im Jahr 2019, anlässlich des 30. Jahrestags der Friedlichen Revolution, wurde jedoch wenig gefeiert, da die Schatten rechter Gewalt noch immer über Deutschland hängen. Schockierende Vorfälle wie das Attentat in Halle, bei dem ein Neonazi versuchte, Besucher einer Synagoge zu töten, und die Ermordung von Walter Lübcke, dem Kasseler Regierungspräsidenten, durch einen Neonazi, sind Teil dieser düsteren Bilanz.

Zusätzlich wurden die Angriffe von Rechtsextremen, wie der Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen getötet wurden, hervorgehoben. Das Wachstum der AfD, die in Sachsen 27,5 Prozent der Stimmen erhielt, und die steigende Unterstützung im Westen werfen Fragen zu den Ursachen rechter Gewalt auf. Eine Vielzahl von Nutzerinnen und Nutzern auf Twitter teilte Erinnerungen an rechte Gewalt in den 1990er und 2000er Jahren, wobei über 2.700 Antworten unter dem Hashtag #baseballschlägerjahre eingingen. Diese Berichte erzählten von alltäglicher Gewalt, Überfällen und Bedrohungen durch Neonazis, wobei die Mehrheit der Erfahrungen aus Ostdeutschland stammt.

Die Berichte verdeutlichen die strukturelle Ignoranz und das Desinteresse von Polizei und Gesellschaft gegenüber den Betroffenen, die oft von Rassismus und sozialer Benachteiligung besonders betroffen waren. Die langfristigen psychischen Auswirkungen dieser Erfahrungen waren ebenso Thema, wie die politische Ignoranz und Sympathie für rechte Gewalt, die weiterhin in der Gesellschaft bestehen.

In dem Kontext dieser Rückblicke wird deutlich, dass die Erfahrungen der Betroffenen oft im gesamtdeutschen Diskurs nicht ausreichend reflektiert wurden, was zu anhaltenden Problemen mit rechter Gewalt führt und die Notwendigkeit zur Lehre aus der Vergangenheit unterstreicht.